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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Die Hagia Sophia-Moschee

Welche Bedeutung sie hat, warum sie geschlossen wurde, wie sie wiedereröffnet wurde und warum dies instrumentalisiert wird

von Asad Mansur

Noch bevor das erste halbe Jahrhundert der hiǧra erreicht war – das Kalifat war gegründet und hatte sich bereits als machtvoller Staat fest etabliert und die damaligen Weltmächte Persien und Byzanz zu Fall gebracht - hatten sich die Muslime aufgemacht, Istanbul zu eröffnen. Und das geschah auf Grundlage der bušrā, der Frohbotschaft des Gesandten (s), in der es heißt:

«لَتُفْتَحَنَّ الْقُسْطَنْطِينِيَّةُ فَلَنِعْمَ الْأَمِيرُ أَمِيرُهَا وَلَنِعْمَ الْجَيْشُ ذَلِكَ الْجَيْشُ»

Wahrlich, Konstantinopel wird eröffnet werden. Welch trefflicher Führer, ist ihr Führer, und welch treffliches Heer ist jenes Heer!

Und nachdem der Gesandte (s.) einmal gefragt wurde: „Welche der beiden Städte wird zuerst eröffnet werden, Konstantinopel oder Rom?“ Da antwortete er (s):

«مِدينَةُ هِرَقْلَ تُفْتَحُ أَوَّلاً، يَعْنِي قُسْطَنْطِينِيَّةَ»

Die Stadt des Herakles wird zuerst eröffnet, d. h.: Konstantinopel.

Diese Ehre, Konstantinopel zu eröffnen, wurde Muḥammad al-Fātiḥ und seinem Heer im Jahr 857 n. H./ 1453 n. Chr. zuteil.

Diese Stadt war die Kriegsbeute der Muslime, da sie durch Kampf eröffnet wurde und die Bewohner es ablehnten, zu kapitulieren, im Gegenzug dafür, dass ihr Eigentum und ihre Kirchen nicht angetastet werden, so wie es in dem Abkommen von Umar bei der Eröffnung Jerusalems getroffen wurde. Sie bestanden auf den Kampf, sodass es dem Amir, dem Führer, zustand, im Rahmen der aḥkam šarʿiya, über das weiterer Vorgehen zu entscheiden, so wie nach der Eröffnung Khaibars in der Zeit des Gesandten Allahs (s). Muḥammad al-Fātiḥ ließ daher die Kirche Hagia Sophia in eine Moschee umwandeln, wogegen der Papst des Vatikan protestierte. Daraufhin richtete al-Fātiḥ folgende Worte an ihn: „Ich habe der Hagia Sophia die Ehre erwiesen, sie als Gebetsstätte zu belassen. Doch ich werde nach Rom kommen und die Kirche des Vatikans zu einem Stall für meine Pferde umfunktionieren.“ Und er begann, für die Realisierung dieses Vorhabens Vorbereitungen zu treffen, bei dem es sich um die zweite bušrā des Gesandten (s) handelt. Doch der Tod holte ihn ein, noch bevor er dies in die Tat umsetzen konnte. Die Hagia Sophia galt als Zentrum der östlich-orthodoxen Kirche und als Symbol des Byzantinischen Reiches. Sie wurde 537 unter Kaiser Justinian I. erbaut. Und daher markierte ihre Umwandlung in eine Moschee symbolisch den Untergangs des Byzantinischen Reiches und galt als unheilvolle Warnung für das Römische Reich und dessen römisch-katholische Kirche. Und: es war die Manifestation eines gewaltigen Sieges für den Islam. Nicht ohne Grunde sagte ein italienischer Historiker und Missionar: „Die Vertreibung der Muslime durch die Spanier wiegt die Zerstörung des Byzantinischen Reiches und die Einnahme Konstantinopels nicht auf.“

Und dann kam der Verbrecher Mustafa Kemal – Allahs Fluch über ihn – und zerstörte am 03.03.1924 den altehrbarsten und machtvollsten Staat der Geschichte, das Kalifat. Und er begann damit, die Sharia und alle äußeren Erscheinungsformen des Islam zu demontieren und brutal gegen die Muslime vorzugehen. Er wollte sie mit allen Mitteln von ihrer Religion abbringen und jede Form der Ausschweifung und Verderbtheit verbreiten. So ging er hin und ließ 1930 die Hagia Sophia schließen, unter dem Vorwand, sie sanieren zu wollen. Und am 24.11.1934 beschloss er im Namen seiner Regierung, die Hagia Sophia in ein Museum umfzufunkionieren. Und als Museum wurde sie am 01.02.1935 wiedereröffnet, wo christlich-polytheistische Bildnisse an den Wänden zum Vorschein traten, über die erzählt wurde, sie seien durch leichten Kalk übertüncht gewesen. Ich neige jedoch zu der Annahme, dass sie während der Schließungszeit nachträglich gezeichnet worden, da es damals Forderungen gab, die Hagia Sophia in eine Kirche umzuwandeln. Erwähnt wurde, dass die Zahl christlicher Stimmen gering war und befürchtet wurde, dass die Reaktionen der Muslime heftig ausgefallen wären.

Die Rufe nach Rückumwandlung der Hagia Sophia in den eigentlichen Status als Moschee wurden seit den Achzigerjahren des letzten Jahrhundersts einhergehend mit einem verstärkten islamischen Erwachen immer lauter. 2005 wurde zum ersten Mal im Namen eines Vereins unter dem Vorsitz Ismail Kandemirs Klage vor dem Verwaltungsgerichts zur Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee eingereicht. Das Gericht wies die Klage zurück, woraufhin 2008 ein zweiter Versuch unternommen wurde. Doch auch diese Entscheidung fiel negativ aus. Anschließend reichte der Verein 2016 ein weiteres Mal Klage ein, die mit einer weiteren Ablehnung endete. Allerdings wurde im Jahr 2016 zugestimmt, den Adhan zum ersten Mal seit der Schließung ausrufen und das Gebet in einem Teil des Gebäudes verrichten zu lassen. Und es wurde dauerhaft ein Imam eingesetzt. Und nun, im jetzigen Jahr, wurden die Stimmen, die nach einer Rückumwandlung in eine Moschee immer lauter, bis der Verein abermals am 02.07.2020 Klage einreichte. Und so erließ das Verwaltungsgerichts am 10.07.2020 das Gerichtsurteil mit der Annullierung des ursprünglichen Beschlusses und die Rückumwandlung des Gebäudes in eine Moschee und dessen Öffnung als Gebetsstätte.

Und so vergessen die Muslime die Spuren ihres Ruhmes nicht, bis sie sie wiedererlangt haben. Sie müssen auf die Aufhebung des Beschlusses zur Abschaffung des Kalifats bestehen und dessen Wiedererrichtung fordern. Denn es war ein illegitimier Beschluss, der auf keiner Mehrheit der Nationalversammlung beruhte, sondern nur auf eine Minderheit der Stimmen von Außenseitern. Die Muslime müssen außerdem die Aufhebung der Verfassung des Unglaubens und die illegitimen Gesetze und Beschlüsse, die Mustafa Kemal und seine Nachfolger erließen, fordern.

Erdogan, der das ausnutzt, weiß dies zu instrumentalisieren, um seine Macht zu festigen, denn für ihn stehen 2023 die Präsidentschaftswahlen an. Sein Macht hat zu bröckeln begonne. So verlor er im vergangen Jahr bei den Kommunalwahlen große Städte wie Istanbul, von der er selber sagte: „Wer Istanbul gewinnt, gewinnt die Herrschaft.“ Dann gründeten ehemalige Männer seiner Partei, allen voran Davutoglu und Ali Babacan, eigene Parteien, zum Schaden der Popularität Erdogans. Es herrscht zudem eine schwere Wirtschaftskrise in der Türke, was der Bevölkerung aufgrund der sich verschlrechternden Lebensbedingungen zunimmt. Es brodelt in der Bevölkerung und der Groll gegen Erdogan wächst, seine Popularität sinkt. Erdogan gelang es nicht die Probleme zu lösen, sondern versuchte deren Auswirkungen einzudämmen, durch „Beruhigungsmittel“ und Täuschungsmanöver, die die Krise nur weiter vertieften. Er beschloss zum Beispiel die Zinsen für Haus-Kredite zu senken, um die Menschen zum Immobilienkauf zu motivieren, um den Markt anzukurbeln. Die Menschen wurden dazu ermuntert, nachdem von der Religionsbehörde herausgegebene nichtige Rechtsgutachten dies für erlaubt erklärten. Doch Resultat fiel negativ aus. Denn die Immobilienpreise vervielfachten sich, sodass die Menschen von diesen islamisch verbotenen Zinsen keinen Nutzen hatten, sondern vielmehr einen Schaden davontrugen, da die Last der Schulden stieg. Darüber hinaus hat Erdogan den Zorn auf sich gezogen, denn er die syrischen Geschwister getäuscht und mit den Russen kollaboriert. Er ist mit den USA eine Verbindung eingegangen in dem Versuch, die Revolution und das islamische Projekt zu zerschlagen, sodass das säkularistische Regime dort weiter gefestigt wurde. Zudem sorgte er dafür, dass zahlreiche Rebellen nach Libyen abziehen, um dem dortigen Plan der USA zum Durchbruch zu verhelfen.

Das Ereignis um die Hagia-Sophia hat die Emotionen der Muslime bewegt, sodass einige von ihnen begannen, Erdogan zu loben, wenngleich dieser Beschluss als Korrektur einer an sich illegitimen Entscheidung kam und nicht im Rahmen einer Implementierung des Islam. Als Muḥammad al-Fātiḥ – möge Allah sich seiner erbarmen – die Kirche in eine Moschee umwandelte, tat er dies als Akt der Umsetzung des Islam unter dem Kalifat. Wird der Islam nicht als Ganzes implementiert und bleiben Verfassung und Gesetze des Kufr auf Basis des Säkularismus bestehen, werden die Verbindungen zu den ungläubigen Kolonialmächten und zu deren Allianzen nicht abgebrochen und werden deren Militärstützpunkte nicht geschlossen, wird es keine fundamentale Veränderung im Land geben, sondern bedeutet eine Aufrechterhaltung des Status Quo. Das passierte auch am 29.01.2016, als die Entscheidung zur Annullierung des Kopftuch-Verbots in den Schulen und Universitäten vom Verwaltungsgericht fiel, nachdem im Jahr 2014 Klage eingereicht wurde. Doch die öffentlich gezeigte Freizügigkeit und Nacktheit blieben und verbreiteten sich. Man schaute darüber hinweg, unter dem Vorwand: Keiner mischt sich bei dem anderen ein, gemäß dem Konzept von der persönlichen Freiheit! Dabei ist dies ist ein klarer Widerspruch zur Pflicht: Das Gebieten des Rechten und das Anprangern des Unrechts. Die säkularistische Denkweise will eine Koexistenz von Kufr und Iman, von Gottesfurcht und Frevelhaftigkeit, von Züchtigkeit und Sünde, von Gebetshäusern und Bordellbetrieben. Ein Anbeter Allahs soll zusammen mit einem Verleugner einer Regentschaft Allahs an einem demokratischen System partizipieren, sodass weder die Wahrheit die Oberhand hat noch das Falsche verschwindet.

Die Frohbotschaften des Gesandten (s) kommen einer Aufforderung gleich, d.h. sind ein Handlungsauftrag. Es gibt folgende berühmte bušrā:“ (…) und dann wird ein Kalifat nach dem Plane des Prophetentums entstehen (…)“ Die aufrichtig Tätigen arbeiten daran, um die Ehre zu erlangen, diese bušrā zu verwirklichen – mit Allahs Erlaubnis - , so wie es ihre Vorgänger zur Verwirklichung der bušrā der Eröffnung Konstantinopels taten und sie diese Ehre erlangten.

Quelle: Zeitung al-Raya/Ausgabe 296/22.07.2020

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