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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Zeitung al-Raya

„Die Beendigung des Syrien-Konfliktes erfordert schnelle, greifbare Schritte, so wie beim Karabachabkommen.“

Was meint Erdogan damit?

Von A. Mansour

Staatspräsident Erdogan und sein russischer Amtskollege führten am 24.11.2020 laut Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu aus der Kommunikationsbehörde des türkischen Präsidialamtes. Dabei ging es um die „jüngsten Entwicklungen in Syrien, Libyen und die Region Bergkarabach. Sie erörterten ebenfalls Schritte zur Stärkung der bilateralen Kooperationsbeziehung, allen voran die Ausweitung der Handelsbeziehungen. Ferner brachte Erdogan gegenüber Putin seinen dringenden Wunsch zum Ausdruck, möglichst bald das türkisch-russische Überwachungszentrum in der Region Bergkarabach in Betrieb zu nehmen. Er hob hervor, dass die Beilegung des Syrien-Konfliktes schnelle, greifbare Schritte wie bei dem Karabach-Abkommen erfordere. Er unterstrich dabei die Wichtigkeit der türkisch-russischen Zusammenarbeit im Rahmen der politischen und militärischen Gespräche, die für die Aufrechterhaltung der territorialen Integrität sorgen sollen“.

Zwischen 20 und 24 Prozent der Gebiete Aserbaidschans gerieten zwischen den Jahren 1988 und 1993 mit der Hilfe Russlands unter armenische Besatzung. Das bedeutet, dass von Aserbaidschans Gesamtfläche von 86.600 Quadratkilometern inzwischen 18.000 Quadratkilometer besetzt sind. Die Region Bergkarabach ist 4800 Quadratkilometer groß. In dem am 10.11.2020 zwischen Russland, Aserbaidschan und Armenien geschlossenen Abkommen geht es um einen Waffenstillstand in der Region Bergkarabach. Dabei sollen die armenischen und aserbaidschanischen Soldaten in den jeweils von ihnen kontrollierten Gebieten stationiert bleiben und russische Streitkräfte in die umstrittene Region entsandt werden mit dem Vorwand der Sicherung des Waffenstillstandes und um den Status Quo der Region zu festigen, und das zugunsten Armeniens. Es soll alles unter russischer Kontrolle bleiben, bis die Region Bergkarabach völkerrechtlich anerkannt wird. In dem Abkommen einigte man sich auf den Abzug der armenischen Truppen bis zum 20. November 2020 aus dem Distrikt Aghdam, bis zum 25. November 2020 aus der Region Klidschar und bis zum 1. Dezember 2020 aus Latschin. Somit würden sich die armenischen Streitkräfte aus einer Fläche von 13.000 Quadratkilometern aserbaidschanischer Territorien zurückziehen, einschließlich der Gebiete Fuzuli und Gebrail, die von aserbaidschanischen Streitkräften mit militärischer Gewalt bis zur Stadt Schuscha, die an den Grenzen der Region Bergkarabach liegt, befreit wurden. Das Territorium der Region Bergkarabach bleibt dem Abkommen zufolge außerhalb der Kontrolle Aserbaidschans, sondern unter armenisch-russischer Kontrolle, bis Aserbaidschan diese Region als armenisches, als unabhängiges oder als zu Armenien gehöriges Autonomiegebiet anerkennt! Putin sagte dazu: „Wenn es zu keiner Einigung über den rechtlichen Status der Region Bergkarabach kommt, werden die nächsten Generationen den Status dieser Region festlegen.“ (Anadolu, 18.11.2020) Und so war dies der russische Versuch, den Rest an Vormachtstellung in Aserbaidschan aufrechtzuerhalten, bevor Moskau sie komplett an die USA verliert, die sich über den Weg der Türkei Zugang zu dem Gebiet verschafft haben. Während Russland über Armenien die komplette Hegemonie hat, muss sie sich den Einfluss in Aserbaidschan mit den USA teilen.

Dieses Abkommen muss als Verrat beider Regime, sowohl Aserbaidschans als auch der von Erdogan geführten Türkei, gelten. Denn Bergkarabach wird der russisch-armenischen Hegemonie überlassen, bis sich der rechtliche Status dieser Region geklärt hat. Denn es wurde weder die Unabhängigkeit Bergkarabachs als autonome Republik aufgehoben noch wurde sie von irgendeiner Seite als Republik anerkannt. Die gemeinsame Beteiligung russischer und türkischer Streitkräfte an einem Kontrollpunkt ändert nichts an der Realität, sondern legitimiert vielmehr die russische Präsenz sowie die armenische Besetzung Bergkarabachs. Damit wird eher noch der Zustand unter russisch-armenischer Kontrolle zementiert. Dieses Abkommen stieß auf die Zustimmung der Türkei und damit folglich der USA sowie auf die Zustimmung der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. Deren Sicherheitsrat hatte schon 1993 Resolutionen zum Abzug Armeniens aus den genannten Regionen verabschiedet - mit Ausnahme der Region Bergkarabach. Diese Region blieb von diesen Beschlüssen unangetastet.

So viel zum Abkommen zwischen Erdogan und Putin in Bezug auf Aserbaidschan. Doch was will Erdogon in Syrien mehr tun, als er schon verbrochen hat, wo er der Revolution schon einen Dolch in die Seite und in den Rücken gestoßen hatte? Und was meint er mit seiner Aussage, dass die Beendigung des Syrien-Konfliktes schnelle und greifbare Schritte wie beim Karabachabkommen erfordere? Läuft da ein Kuhhandel ab!? Wird die Türkei weitere Gebiete, wie Idlib, via Russland dem syrischen Regime aushändigen, um die Opposition unter Druck zu setzen, damit sie die amerikanisch- politische Lösung akzeptiert? Die Bemühungen zur Durchsetzungen der Verschwörungen laufen ja bereits seit etlichen Jahren, um die Menschen am Ende zur Kapitulation und zur Anerkennung der amerikanischen Lösung zu bringen, die in Form der Resolution 2254 vom Sicherheitsrat verabschiedet wurde. Es liefen und laufen viele intrigante Aktionen, die ganze Berge erschüttern würden, damit die Menschen aufgeben und das säkulare Verbrechensregime Syriens akzeptieren und ihr Leid, ihre Wunden und ihre ermordeten Angehörigen vergessen. Ihre Häuser wurden zerstört und Millionen aus ihren Wohnstätten vertrieben. Sie sollen so weit gebracht werden, zu sagen, dass man es leid ist und nicht mehr kann, dass man nach zehn Jahren nur noch Rückschläge erleide und das Regime nicht zum Sturz gebracht wurde. Akzeptieren wir doch die politische Lösung und bringen es hinter uns, um zur Ruhe zu kommen!! Wenn die Menschen so weit gebracht worden sind, würde es leicht sein, die politische Lösung zu realisieren. Die USA schlagen via Türkei in genau diese Kerbe und sie sprechen sich beide – die USA und die Türkei – in aller Öffentlichkeit mit Russland ab.

Einer der Führer der großen syrischen Rebellengruppen, der sich zusammen mit anderen Führern mit Offizieren des US-Geheimdienstes im Jahr 2014 traf, fragte einen US-Offizier: „Wann sind wir fertig?“ Die Antwort des Amerikaners lautete: „Wir haben es nicht eilig. Es müssen mindestens zehn Jahre vergangen sein!“ Mit anderen Worten: Bis sämtliche Verschwörungen über die Syrer durchgesetzt wurden und sie die Hoffnung auf den Sturz des Regimes verloren haben und sich der Lösung ergeben, die die Amerikaner vorgesehen haben. Die Lösung erfolgt, wenn das Regime an der Macht gefestigt ist, in erneuerter Version. Dann wird Amerika die Umsetzung der Lösung forcieren. Als Erdogan im Jahr 2013 vom ehemaligen US-Präsidenten Obama verlangte, unverzüglich einzugreifen, um Baschar al-Assad zu stürzen und die Umsetzung der Genf-Beschlüsse von 2012 voranzutreiben, zitierte Obama ihn im Jahr 2013 nach Washington, wo das Treffen am 16.05. stattfand und Obama Erdogan seinen Plan erläuterte. Nach diesem Tag rief Erdogan nie wieder nach einer Intervention zum Sturz des syrischen Regimes und nach einer raschen Umsetzung der Lösung. Als Obama rote Linien festlegte und das syrische Regime sie überschritt, als es am 21.08.2013 chemische Waffen einsetzte, ging Obama hin, gab Drohungen von sich und mobilisierte seine Streitkräfte für einen Angriff. Dann ruderte er jedoch zurück, aus Angst, dass das Regime, welches ein Vasall der Amerikaner ist, doch zu Fall kommt, bevor eine von den USA ausgewählte Alternative bereitstand, die auch von den Menschen akzeptiert wurde, wobei die Revolution zur damaligen Zeit sich auf ihrem Höhepunkt befand und die islamischen Emotionen dominierten. Die Menschen hätten keine Alternative außer den Islam akzeptiert.

Etwas Ähnliches passierte, als Arafat seinen Verrat beging und am 15.11.1988 den Judenstaat anerkannte, indem er einen palästinensischen Staat proklamierte, der in der Westbank und im Gazastreifen entstehen sollte. Da fragten die Journalisten einen der Berater Arafats: „Warum erkennt ihr nach zwanzig Jahren der Opfer den Staat „Israel“ an? Warum habt ihr ihn nicht schon im Jahr 1968 anerkannt (als Arafat die Führung der PLO übernahm)?“ Er antwortete: „Es war notwendig, dass zwanzig Jahre ins Land ziehen, bis die Anerkennung „Israels“ möglich wird.“ Anders ausgedrückt, es war nötig, dass die Menschen betrogen werden, Opfer bringen, diese Opfer ganz umsonst erbracht werden und es so hoffnungslos scheint, Palästina zu befreien, dass die Menschen bereit sind, sich jeder Lösung des Verrats zu ergeben. Das Gleiche passiert nun in Syrien.

Die kolonialistischen Staaten, insbesondere Amerika und Großbritannien beherrschen die Kunst des Ränkeschmiedens gegen die Völker und deren Täuschung, bis diese sich ergeben und den Status Quo akzeptieren. Dann setzen sie ihnen falsche, aufpolierte Führungsfiguen über ihre Köpfe und entledigen sich der rechtschaffenen Führer und der aufrichtigen Menschen. Diese falschen Führer beteiligen sich an der kolonialistischen Verschwörung, um persönliche Interessen zu verwirklichen. Die beiden wichtigsten Angelegenheiten, die von der Umma angegangen werden müssen sind:

Erstens: Eine verstärkte Ideologisierung. D.h. den Feind entweder gänzlich zurückzudrängen, dessen Einfluss in all seinen Facetten ausradieren, das Land von dessen Klauen reinigen und nur eine Herrschaft des Islam errichten, oder den Tod auf dem Wege Allahs und das Ertragen aller Erschwernisse, bis Allah darüber bestimmt. Das heißt: Keine Kapitulation, keine Verhandlungen und keine Konzessionen unter irgendeinem Vorwand, und das in Einhaltung der Gesetze des Islam.

Zweitens: Das Thema Führung. Es darf nicht irgendein Führer anerkannt werden, der der Ideologie der Menschen unter irgendeinem Vorwand widerspricht. Das meiste, womit die Umma getäuscht wird, sind die Führungspersonen. Wie oft hat sich ein falscher, verräterischer Führer auf ihre Schultern gestellt und die Verschwörungen der Ungläubigen durchgesetzt, angefangen bei Atatürk bis hin zu Erdogan, von Saad Zagloul, über Abdulnasser bis zu Sisi; von Pakistans Muhammad Ali Jinnah bis zu Imran Khan; von Arafat bis zu Abbas. Die Liste ließe sich für alle Länder und Regionen des Islam fortsetzen. Die Stärkung des ersten Faktors – der Ideologisierung – trägt zur Lösung des Problems des zweiten Faktors bei. Danach würde sich die Umma nur noch mit einer ideologischen, aufrichtigen, bewussten Führung einverstanden erklären. Deswegen warnt Allah die Menschen vor den irreführenden, irregeleiteten Führern, indem Er sagt:

(وَقَالُوا رَبَّنَا إِنَّا أَطَعْنَا سَادَتَنَا وَكُبَرَاءنَا فَأَضَلُّونَا السَّبِيلَا * رَبَّنَا آتِهِمْ ضِعْفَيْنِ مِنَ الْعَذَابِ وَالْعَنْهُمْ لَعْنًا كَبِيراً)

Und sie sagen: Unser Herr, gewiss, wir haben unseren Herrschern und unseren Großen gehorcht, und da haben sie uns vom Weg abirren lassen. Unser Herr, lass ihnen zweifache Strafe zukommen, und belege sie mit einem großen Fluch. (33:67-68)

Quelle: Al-Raya/Ausgabe 316/09.12.2020

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