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بسم الله الرحمن الرحيم
Im Namen Allahs, des Erbarmungsvollen, des Barmherzigen
Antwort auf eine Frage
Die Hintergründe der Rebellion des Chefs der russischen Wagner-Gruppe
Frage:
Am 24. 06. 2023 verkündete der Kommandeur der russischen Wagner-Truppen seinen Aufstand gegen die russischen Streitkräfte. Er forderte ein Treffen mit dem Verteidigungsminister und dem Stabschef, die er im Vorfeld hart attackierte. Seine Kämpfer rückten in Richtung Moskau vor. Der russische Präsident Putin hielt daraufhin eine kurze Rede, in der er dies als Verrat und als Stich in den Rücken bezeichnete. Am selben Tag wurde die Revolte durch Vermittlung des belarussischen Präsidenten gestoppt, wobei vereinbart wurde, dass der Befehlshaber der Wagner-Kämpfer nach Belarus abzieht. Den Westen überraschte der Ausbruch der Revolte und ihr rasches Ende. Wie kam es zu diesem Aufruhr? Welche Konsequenzen hat er für Russland? Und kommt bei dieser Meuterei dem Westen oder den USA eine Rolle zu? Ich entschuldige mich für die Länge der Fragen, möge Allah Sie mit Gutem belohnen...
Antwort:
Um die Antwort zu verdeutlichen, wollen wir folgende Aspekte darlegen:
1) Die im Jahre 2014 gegründete Gruppe Wagner ist ein russisches halbstaatliches Sicherheitsunternehmen, das der Milliardär Jewgeni Prigoschin leitet. Er ist als Koch des russischen Präsidenten Putin bekannt und stand ihm nahe, weil er ein Restaurant besaß, das Essen für den Präsidenten zubereitete. Das Unternehmen schloss Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium ab und bildete seine Kämpfer in dessen Lagern aus. Zudem wurde es von der russischen Armee auch mit Waffen ausgerüstet und führte für den russischen Staat schmutzige Militär- und Sicherheitsoperationen sowie wirtschaftliche Tätigkeiten durch. Es ähnelt gewissermaßen dem berüchtigten amerikanischen Unternehmen Blackwater, das in den ersten Jahren der Irak-Invasion eine schmutzige Rolle an der Seite der amerikanischen Streitkräfte spielte. In gleicher Weise steht die Wagner-Gruppe außerhalb des staatlichen Rechtssystems. Sie führt Exekutionen, Attentate, Verhaftungen und Folterungen durch, ohne sich rechtlich verantworten zu müssen oder gerichtlich dafür belangt zu werden, weil ihre Missionen und Operationen grundsätzlich außerhalb und nicht innerhalb Russlands stattfinden. Jüngst hat sie aber der russische Staat in seinem Krieg in der Ukraine eingesetzt. Während eines im Fernsehen übertragenen Treffens mit Strafverfolgungsbehörden erklärte Putin am 27. 06. 2023: „Der Staat hat der Gruppe Wagner allein zwischen Mai 2022 und Mai 2023 86,262A Milliarden Rubel (ca. eine Milliarde Dollar) an Gehältern und Anreizprämien für die Kämpfer ausbezahlt.“ Der Wagner-Chef fühlte sich also stark und dachte, er könne tun, was er will. Denn er verfügte über Geld und Waffen, befehligte zehntausende Kämpfer und ist bei den Russen populär. Er hatte also Macht erlangt und sah sich imstande, das Regime zu erpressen oder zu bedrohen. Und es scheint, als hätte ihm seine Arroganz eingeredet, dass er in der Lage sei, hohe Positionen einzunehmen, zumal die Wagner-Kämpfer in mehr als einem Land - nämlich in Syrien, Libyen, Mali und Zentralafrika - aktiv sind.
2) Die Wagner-Gruppe erlangte Berühmtheit, als sie in den von Russland in der Ukraine geführten Krieg intervenierte, vor allem in der Schlacht von Bachmut. Diese hielt Monate an und konnte nur durch Wagners Kampftruppen entschieden werden. Der Name ihres Anführers Jewgeni Prigoschin tauchte häufig in den Nachrichten auf, zumal er den russischen Verteidigungsminister und den Generalstabschef scharf dafür kritisierte, dass sie seine Truppen während der Kämpfe in der Ukraine - besonders in Bachmut - nicht mit Ausrüstung versorgten. Er beschimpfte die beiden wüst und bezichtigte sie sogar des Verrats. Zudem forderte er ihre Entlassung und beschuldigte die Armee, für den Tod von zehntausenden Russen in der Ukraine und für die Übergabe von Land an den Feind verantwortlich zu sein. Dabei benutzt er die Plattform Telegram, um seine Aussagen und Anschuldigungen zu veröffentlichen. Gleichzeitig kritisierte er den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Einen Tag vor seiner Rebellion, am 23. 06. 2023, gab er auf Telegram folgende Erklärungen ab: Der russische Verteidigungsminister wollte den Rang eines Marschalls und die Medaille des Helden Russlands erlangen. Deswegen drängte er auf die Invasion der Ukraine. Weiter sagte er: Es stimmt nicht, dass die Ukraine vor dem Krieg mit der NATO einen Angriff auf Russland geplant habe. Das Verteidigungsministerium täuschte Präsident Putin und alle Russen, indem es behauptete, die Ukraine verbünde sich mit der NATO, um Russland anzugreifen., und fügte hinzu: Die russischen Soldaten ziehen sich in der Ost- und Südukraine im Zuge der von der Ukraine gestarteten Gegenoffensive zurück.
3) Am Samstagmorgen, dem 24. 06. 2023, gab der Wagner-Chef bekannt, dass er in das Hauptquartier des Armeekommandos in der russischen Stadt Rostow – einer Hauptzentrale für den russischen Angriff auf die Ukraine – eingedrungen sei und die Kontrolle über militärische Standorte einschließlich des Flughafens übernommen habe... Sodann erklärte er auf Telegram: „Wir sind im Hauptquartier, es ist 7:30 Uhr (4:30 GMT). […] Die Militärstandorte in Rostow stehen unter unserer Gewalt, einschließlich des Flughafens. […] Große Gebiete des besetzten Territoriums in der Ukraine sind verloren gegangen und viele Soldaten wurden getötet.“ Er erneuerte seinen Vorwurf an die russische Armee, nicht die Wahrheit über die Lage an der Front zu sagen, und klagte: „Die Armee verliert täglich bis zu tausend Mann, darunter Tote, Verwundete und Vermisste, zusätzlich zu den Kampfverweigerern.“ Auch erklärte er: „Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow floh von hier, als er erkannte, dass wir uns dem Gebäude näherten...“, und fügte hinzu: „Sie wollten die Wagner-Truppen auflösen.“ Er gab auch bekannt, dass seine Streitkräfte „die Grenzstadt Rostow zur Ukraine“ betreten hätten, „daraufhin in Richtung der Stadt Woronesch und dann in Richtung der Stadt Lipezk“ marschierten, „die ca. 510 km von der russischen Hauptstadt Moskau entfernt liegt“, um sich dann „bis auf etwa 200 km der Hauptstadt zu nähern“. Trotzdem versuchte er es zu vermeiden, Putin offen zu attackieren, um sich so eine Rückzugsmöglichkeit zu verschaffen. So sagte er am 26. 06. 2023 auf Telegram, dass er „es nicht auf Präsident Putin abgesehen“ habe „und nicht die Absicht“ hegte, „das Regime zu stürzen“, als er seinen „Truppenaufmarsch in Richtung Moskau“ ankündigte. Vielmehr marschierte die Gruppe, "um die Auflösung der Wagner-Miliz und deren Eingliederung in das Verteidigungsministerium zu verhindern“. Auch habe er seine Kämpfer zurückbeordert, „um Blutvergießen zu vermeiden.“
4) Jedoch scheiterte sein Versuch, eine Anschuldigung Putins zu vermeiden, da dieser drohte, die Rebellion wenige Stunden nach deren Ausbruch niederzuschlagen. Am 24. 06. 2023 sagte er im russischen Fernsehen: „Der bewaffnete Aufstand der privaten Militärgruppe Wagner ist Verrat. Jeder, der zu den Waffen gegen die russische Armee greift, wird bestraft... Die Sicherheitsdienste haben den Befehl erhalten, den Anti-Terror-Notstand auszurufen. Der Kampf, den Russland führt, erfordert Zusammenhalt, um den ausländischen Plänen entgegenzutreten... Gestern Abend habe ich mich mit allen Militärführern auf allen Achsen verbunden. Unsere Reaktionen auf diese Bedrohung werden streng und hart sein. Was geschah, war Verrat und ein Dolchstoß in den Rücken. Es gibt diejenigen, die durch die Revolte in ein kriminelles Abenteuer verwickelt wurden, zu einer Zeit, in der sich Russland im Krieg gegen den Nationalsozialismus befindet. Jede innere Unruhe stellt eine tödliche Bedrohung für den Staat dar und ist ein Schlag gegen das russische Volk.“ Er warf dem Wagner-Kommandeur „persönliche Ambitionen“ vor. Der Wagner-Chef antwortete mit den Worten: „Putin war sehr im Unrecht, als er sie Verräter nannte.“ Zudem wurde ihm die folgende Aussage zugeschrieben: „Putin hat den falschen Weg gewählt, bald wird Russland einen neuen Präsidenten haben“. (Telegram, 24. 06. 2023)
5) Hier verschlimmerte sich die Situation, und zwar insbesondere deshalb, weil die Kriegsumstände in der Ukraine für Russland äußerst schwierig verlaufen. So wird Russland durch den Krieg erschöpft und in seinen materiellen und menschlichen Kräften ausgezehrt, ohne nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Zum Vorrücken ist es gar nicht in der Lage, sondern versucht lediglich, seine Positionen zu verteidigen. Von manchen Positionen hat es sich sogar zurückgezogen. Und nun kommt dieser Aufstand hinzu, der für Russland fatal ist, insbesondere für Präsident Putin. Dieser ist nämlich in das Dilemma eines Krieges geraten ist, der über sein Schicksal und das Schicksal seines Landes entscheiden wird. In dieser kritischen Phase forderte der russische Präsident seinen belarussischen Amtskollegen auf, zu vermitteln, um die Meuterei zu stoppen und das Problem friedlich zu lösen. In der Erklärung der belarussischen Präsidentschaft hieß es: „Präsident Lukaschenko hat den Präsidenten Russlands ausführlich über die Ergebnisse der Verhandlungen mit der Führung der Wagner-Gruppe informiert. Und Putin hat ihm für seinen Einsatz gedankt.“ Zur Lösung der Krise wurde ein Vorschlag unterbreitet, der unter anderem die Gewährung von Sicherheitsgarantien für den Wagner-Chef beinhaltete. Die Gespräche fanden in Abstimmung mit Präsident Putin statt. So enthüllte der Kremlsprecher Dmitri Peskow die wichtigsten Punkte der Vereinbarung zwischen den Präsidenten Putin und Lukaschenko: Einige der Wagner-Soldaten, die sich von Anfang an geweigert haben, an Prigoschins Kampagne teilzunehmen, haben die Möglichkeit, sich den Reihen der russischen Armee anzuschließen und einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium abzuschließen... Sie werden keiner rechtlichen Verfolgung ausgesetzt sein. (…) Die Streitkräfte der Firma Wagner werden in ihre Lager zurückkehren. Wer nicht in die Hauptquartiere und Lager zurückkehren möchte, soll Vereinbarungen mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnen. (…) Das Strafverfahren gegen Prigoschin wird eingestellt und er wird nach Weißrussland ausreisen…“ (Russia Today 25. 06. 2023). Auf diese Weise konnte Putin den Aufstand bewältigen und damit Russland und sich selbst viele Verluste und Zusammenstöße ersparen.
6) Es scheint, dass der Wagner-Chef spontane Schritte unternahm, die er sich selbst vorgezeichnet hatte: Sollte es ihm gelingen, Moskau zu erreichen und die nötige Unterstützung zu erhalten, ohne dass der Staat in der Lage wäre, ihn anzugreifen und zu liquidieren, dann würde er danach streben, Putin zu beseitigen und selbst seinen Platz einzunehmen. Es scheint aber, dass ihm der Mut fehlte, seinen Weg fortzusetzen, und er ein Scheitern befürchtete. Putins Drohungen erreichten ihn über Weißrussland, zusätzlich zu Putins Verlockungen, ihn zu begnadigen und nach Weißrussland ziehen zu lassen. Daher scheint es, als ob er die eigene Sicherheit dem Risiko vorgezogen hätte. Im Anschluss an die oben genannte Vereinbarung, die am 25. 06. 2023 bekanntgegeben wurde, erklärte der Wagner-Chef auf Telegram: „Die Streitkräfte werden in ihre Lager zurückkehren, um Blutvergießen zu vermeiden. (...) Wir sind froh, ein Blutbad bislang verhindert zu haben. Am 23. Juni brachen wir zu einem Marsch für Gerechtigkeit auf und konnten uns am selben Tag Moskau bis auf 200 km nähern.“
7) Auf diese Weise konnte Putin die Krise - wenn auch nur vorübergehend – abwenden. So erklärte er am 26. 06. 2023 im russischen Staatsfernsehen: „Wir konnten eine Katastrophe für Russland abwehren, indem wir den Wagner-Aufstand vereitelt haben. Wir schätzen die Rolle Weißrusslands, eine friedliche Lösung bei der Wagner-Rebellionskrise erzielt zu haben... Die Organisatoren des bewaffneten Aufstands in Russland haben ihr Heimatland verraten, und die jüngsten Ereignisse zeigen, dass jede Erpressung zum Scheitern verurteilt ist.“ Er erneuerte sein Angebot an die Wagner-Kämpfer, in die Armee einzutreten. „Und wer nach Weißrussland gehen will, kann das tun.“ Auch sagte er: „Der Westen und Kiew wollten, dass in Russland ein Bürgerkrieg ausbricht, und die Sicherheitsdienste hielten ihren Eid, Russland zu beschützen.“ Dies bedeutet, dass die Meuterei den russischen Staat bedrohte und das Regime sowie den Ruf und die Macht Präsident Putins erschütterte. Zudem wirkte sie sich auf das internationale Ansehen Russlands aus, da dieser Aufstand offenlegte, wie besorgniserregend und instabil die innere Lage Russlands ist.
8) Was die westlichen Standpunkte betrifft, so scheint es, dass sie von der Rebellion und deren schnellem Ende überrascht wurden und wollten, dass sie länger anhält. Daher richteten sie alle ihr größtes Interesse auf die Ereignisse in Russland. So begannen die Verantwortlichen dieser Länder Gespräche und Telefonate zu führen, da ein solcher Aufstand den Kriegsverlauf in der Ukraine beeinflusst und die Lage für Russland auf den Kopf gestellt hätte. Und was der Westen erreichen wollte, hätte sich vielleicht verwirklicht. So legten die Vereinigten Staaten ihren Standpunkt zu dem Geschehen dar, indem Präsident Biden erklärte, dass „der Westen nichts mit der Revolte der Wagner-Gruppe in Russland zu tun hat und die Ereignisse in Russland Teil eines Machtkampfes sind.“ Des Weiteren sagte er, dass er „das nationale Sicherheitsteam angewiesen“ habe, die Entwicklungen in Russland aufmerksam zu verfolgen.“ Und sein Außenminister Blinken erklärte: „Wir haben das letzte Kapitel dieser Rebellion noch nicht gesehen. Es ist jedoch von sehr großer Wirkungskraft, dass jemand von Innen Putins Macht herausgefordert hat und in direkter Form die Gründe anzweifelt, weshalb er diesen Angriff auf die Ukraine gestartet hat. Obwohl der Konflikt fast so schnell beendet wurde, wie er begann, stellt er dennoch einen Schlag für die Führung Putins dar. Die aktuelle Krise in Russland wirft große Fragen auf und zeigt, dass es echte Risse gibt.“ (US CBS, Reuters, 26. 06. 2023) Auch der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, konstatierte: „Der Aufstand der Streitkräfte Wagners ist eine interne Angelegenheit Russlands. Wir haben uns nicht daran beteiligt... Am Samstag, während der Revolte von Wagners Streitkräften, hatten wir ‚über den Weg der amerikanischen Botschafterin in Moskau‘ Kommunikationskanäle mit den Russen offen. Es ist neu, dass Jewgeni Prigoschin die Ursachen für diesen Krieg direkt in Frage stellt und erklärt, dass der Krieg hauptsächlich auf der Grundlage einer Lüge geführt wurde.“ (Das saudische Onlineportal al-Weeam sowie Reuters, 26. 06. 2023) Und die Außenminister der Europäischen Union gaben bekannt: „Die vereitelte Meuterei in Russland am Wochenende zeigt, dass der Krieg Moskaus in der Ukraine zu innerer Instabilität führt und die militärische Macht Russlands untergräbt.“ Des Weiteren erklärte der Koordinator für Außenpolitik in der Europäischen Union, Josep Borrell: „Es zeigen sich Schwachpunkte im politischen System Russlands. Die militärische Macht zerbricht.“ (Das saudische Onlineportal al-Weeam, 26.06.2023) Und der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: „Die Ereignisse, die Russland erlebt hat, sind eine interne Angelegenheit.“ Er fügte hinzu: „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass Russland sich auf den Einsatz von Atomwaffen vorbereitet.“ (Sky News, 26. 06. 2023)
9) Damit bestätigten die amerikanischen und westlichen Verantwortlichen, dass sie nichts mit der Rebellion zu tun hatten. Trotz dieser Beteuerungen ist es jedoch insbesondere seitens der Amerikaner nicht ausgeschlossen, dass sie den Führer der Wagnergruppe auf die eine oder andere Weise dazu ermutigt haben, so etwas zu tun. Denn es wäre schwierig für ihn, eine solche Aktion durchzuführen, während er über Milizen verfügt, die aus einstigen Straftätern bestehen! Insofern ähnelt er dem ersten russischen Präsidenten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, Boris Jelzin, den die Amerikaner – wie später enthüllt wurde - ermutigten und steuerten, um an die Macht zu kommen und die Sowjetunion zu stürzen. Auch in diesem Fall berichtete die Washington Post am 15. Mai 2023, dass sich der Wagner-Kommandeur mit ukrainischen Beamten in einem afrikanischen Land getroffen habe und bereit war, Kiew Informationen über die russischen Streitkräfte zu übermitteln, und zwar als Gegenleistung dafür, dass sich die ukrainischen Streitkräfte vor den Wagnerkämpfern in Bachmut zurückziehen. Dabei stützte sich die Zeitung nach eigener Aussage auf durchgesickerte US-Geheimdienstdokumente sowie auf amerikanische und ukrainische Beamte, deren Namen sie nicht erwähnte. Prigoschin bestritt dies jedoch auf seinem Telegram-Kanal und lachte darüber. Auch der offizielle Kreml-Sprecher, Dmitri Peskow, sagte dazu: „Die von der Washington Post veröffentlichten Informationen sind irreführende Nachrichten.“ (France Press, 16. 05. 2023). Aber trotz der Leugnung seitens Prigoschins und der Dementierung seitens des Kremls kann an diesen Behauptungen durchaus etwas dran sein. So hat Prigoschin die russische Militäroperation in der Ukraine kritisiert und den Verteidigungsminister angegriffen und ihn beschuldigt, Präsident Putin in die Irre geführt zu haben, obwohl er weiß, dass der Beschluss, einen Krieg gegen die Ukraine zu führen, nicht vom Verteidigungsministerium kam, sondern vielmehr die persönliche Entscheidung Präsident Putins war. Dies wurde bei dem Treffen deutlich, das Putin zwei Tage vor dem Krieg, am 22. 02. 2022, einberief und zu dem er alle Eckpfeiler seiner Regierungsmacht versammelte. Der Sender Russia Today ließ diese Zusammenkunft in einer Live-Übertragung ausstrahlen. Die Kriegsentscheidung war demnach die Entscheidung Putins und nicht die des Verteidigungsministers. Trotzdem hat der Wagner-Chef diese Entscheidung kritisiert und sie als Entscheidung des Verteidigungsministeriums hingestellt, obwohl er weiß, dass dem nicht so ist und es die Entscheidung des Präsidenten war. Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen wollte er es offenbar vermeiden, den Präsidenten direkt zu kritisieren und anzugreifen, insbesondere nachdem er erklärte, dass er nicht an den Krieg glaubt und dieser nicht richtig sei. Nun nimmt der Westen, besonders die Amerikaner, solche Aussagen mit Wohlwollen auf. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sie ihn über die Ukrainer kontaktierten bzw. es in deren Anwesenheit taten und ihn zu dieser Aktion ermutigten. Doch als er Putins Drohungen sah, verlor er offenbar sein Selbstvertrauen und machte einen Rückzieher. Er zog es vor, seinen Kopf zu retten und im Exil in Weißrussland zu leben.
10) Dieser Aufstand gilt als die größte Herausforderung für Putin seit seiner Machtübernahme im Jahr 1999. So kann es sein, dass er nun andere zur Rebellion ermuntert. Denn Prigoschin ist der Anführer einer Miliz, deren Streitkraft überwiegend aus Kriminellen besteht – allen voran er selbst. Trotzdem gelang es ihm, Putins Ansehen und Macht zu erschüttern! Dies zeigt, dass Putin schwächer ist, als man sich vorstellen mag, und sich in einem Dilemma befindet. So zog er es vor, mit einem Rebellen einen Vergleich einzugehen! Für Putin war dieser Vorfall ein Schlag ins Gesicht, der das Vertrauen in seine Führung und sein Regime erschütterte.
So sieht die Lage der ungläubigen Kolonialstaaten im Osten wie im Westen aus. Sie stehen nur deshalb aufrecht, weil es niemanden gibt, der sie erzittern lässt. Vielleicht aber wird sich die Geschichte wiederholen und die Erde erneut mit dem Kalifat erstrahlen, um „die Perser und Römer der Neuzeit“ zu beseitigen. So haben sich Russland und der Westen gegen die Muslime in Vergangenheit und Gegenwart verschworen. In ihrem Krieg gegen den Islam und die Muslime sind sie alle ein Übel - der eine nicht weniger als der andere. Doch Allah wird ihre Taten vereiteln und die einen von ihnen durch die anderen prüfen. Er wird Seiner Glaubensordnung zum Sieg verhelfen, um die Menschheit von ihrer Schlechtigkeit zu erlösen.
(إِنَّا لَنَنصُرُ رُسُلَنَا وَٱلَّذِینَ ءَامَنُوا۟ فِی ٱلۡحَیَوٰةِ ٱلدُّنۡیَا وَیَوۡمَ یَقُومُ ٱلۡأَشۡهَـٰدُ)
Wahrlich! Beistehen werden Wir Unseren Gesandten und denjenigen, die glauben, sowohl im diesseitigen Leben als auch am Tag, an dem sich die Zeugen erheben. (40:51)
13. Ḏū l-Ḥiğğa 1444 n. H.
01.07.2023