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H. 6 Rajab 1432 | No: |
M. Mittwoch, 08 Juni 2011 |
Islamunterricht an deutschen Schulen
Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen
Der bekenntnisorientierte Islamunterricht als neue Integrationsstrategie
"Wir brauchen Islamunterricht an deutschen Schulen. Wir brauchen ihn möglichst bald", mahnte der einstige Bundesinnenminister Thomas De Maizière Anfang des Jahres auf einer Tagung zum Thema "Islamischer Religionsunterricht in Deutschland", die im Rahmen der Deutschen Islam-Konferenz veranstaltet wurde. Nunmehr ist der Prozess in vollem Gange. Schlagartig werden Lehrer für einen modernen islamischen Religionsunterricht händeringend gesucht. Jahrzehntelang kämpften die Muslime in Deutschland dafür und jetzt zeigt sich die Politik derart gütig, ihnen diesen zu gewähren? Ein Geschenk?
Es handelt sich gar um einen "bekenntnisorientierten" Unterricht - der Lehrer muss vor seinen Schülern nicht mehr Neutralität wahren, sondern darf sie von der Rechtmäßigkeit der islamischen Glaubenslehre überzeugen - so jedenfalls die Theorie. Für deutsche Verhältnisse erscheint dies als großer Fortschritt, für den sich bereits zahlreiche, selbsternannte Vertreter der Muslime dankbar zeigen.
In Nordrhein-Westfalen haben sich der Koordinationsrat der Muslime (KRM) und die Landesregierung bereits auf einen bekenntnisorientierten Unterricht geeinigt. Laut Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) soll im Schuljahr 2012/13 damit begonnen werden - Schritt für Schritt. Über die Lehrpläne wird (vorgeblich) noch diskutiert.
Wer jedoch die Politik des deutschen Staates gegenüber den Muslimen in den letzten Jahren, insbesondere nach dem 11. September 2001, verfolgt hat, dürfte sich nicht allzu schnell freuen. Jene Politiker, die der muslimischen Frau das Kopftuch in der Schule verboten haben, eine mediale Hetze betreiben und den Islam in Deutschland zu einer sicherheitspolitischen Frage erheben, wollen plötzlich den Kindern der Muslime den Islam beibringen? Politiker, die aus den Reihen der Muslime ihnen genehme Vertreter wählen und andere als Extremisten diffamieren. - Welchen Islam haben die Muslime unter diesen Umständen wohl zu erwarten?
Es braucht nicht viel kritisches Bewusstsein, um zu erkennen, was mit diesem Unterricht bezweckt werden soll - trotz der verfassungsrechtlich garantierten weltanschaulichen Neutralität des Staates. Die Ziele werden ganz offen propagiert: Laut De Maizière ist der islamische Religionsunterricht ein wichtiger Beitrag zur Integration und eine "wirksame Immunisierung" gegen den Extremismus. Mit anderen Worten soll eine muslimische Identität bereits im Kindesalter verhindert und die westlichen Werte und Ideen, wie Freiheit und Säkularismus, frühzeitig indoktriniert werden. Und zwar mithilfe eines islamischen Anstrichs, um die Skepsis der Muslime möglichst zu minimieren.
Zwei Realitäten zeigt diese neue Strategie der deutschen Politik auf: Zum einen ist es das Scheitern des vermittelten westlichen Wertemodells, das erst islamisch "verpackt" werden muss, um es der anderen Seite schmackhaft zu machen. Andererseits verdeutlicht es die intellektuelle und emotionale Stärke des Islam, der in den Herzen der Muslime - mitten im Herzen Europas - trotz aller kulturimperialistischen Projekte der letzten Jahrzehnte tief verankert geblieben ist.
Um sich einen Einblick in die kommenden Lehrinhalte zu verschaffen, ist ein Besuch der Universitäten anzuraten, aus denen die zukünftigen Lehrer (sowie Theologen und Imame) kommen sollen: Münster/Osnabrück, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt/Gießen und Tübingen gelten als "Zentren für Islam-Studien". Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird jeden Standort in den nächsten fünf Jahren mit vier Millionen Euro unterstützen. In orientalistischer Manier geht es dort vor allem darum, den Muslimen eine "modern-kritische" Perspektive auf ihre Religion zu "ermöglichen". Das Geld wäre anderswo besser investiert.
"Sie schmieden Pläne und Allah schmiedet Pläne, doch Allah ist der beste Planschmied." (8, 30)
D. I. Shaker Assem
Mediensprecher
von
Hizb-ut-Tahrir
im deutschsprachigen Raum
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