Media Office
Tunesien
H. 8 Safar 1439 | No: 02/1439 |
M. Samstag, 28 Oktober 2017 |
Ein politisches Forum der Frauenabteilung von Hizb-ut-Tahrir, wilāya Tunesien:
Frauen im Spannungsfeld zwischen Islam und menschengemachten Systemen
(Übersetzt)
Politischer und kultureller Kontext
Dieses Forum ist der Umma im Allgemeinen und ihren Frauen im Besonderen gewidmet. Es bahnt sich seinen Weg durch ein Dickicht von säkularer Irreführung und verhängnisvoller Leitbilder. Damit wird die vom Kapitalismus propagierte (vermeintlichen) Gleichberechtigung herausgefordert und seine Behauptung, Frauen von ihren Fesseln zu befreien und sich für ihre Gleichstellung mit Männern einzusetzen, bloßgestellt. Bei diesen liberalen Parolen handelt es sich in Wirklichkeit um einen Aufruf zur Bekämpfung des Islam, insbesondere zur Bekämpfung seiner Geschlechterordnung. Emotional geführte Debatten über schutzlose muslimische Frauen als Zielscheibe sind ein Zeichen hierfür.
Die Umma, allen voran ihre treuen, jungen Männer und Frauen, die darum bemüht sind, die herrschenden Umstände zu verändern, hat zwei Optionen:
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- ein Engagement innerhalb des westlich-intellektuellen Systems unter dem Vorwand der Modernisierung und des Fortschritts; dies käme einer Distanzierung vom Islam und einer Missachtung der Umma gleich, sowie ihrer Geschichte und Gesetzgebung. Darüber hinaus bedeutete es eine Abhängigkeit vom Westen.
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- Oder dem hereditären und realen Instrument des Säkularismus intellektuell unterlegen zu sein, indem man den moderaten Islam anerkennt, der vom amerikanischen und europäischen “Meister” geduldet wird. Ebenso akzeptiert man damit, politisch unterlegen zu sein, indem die anderen bloß in Kauf nehmen, dass man Muslim ist.
Deshalb lautet der Titel dieses Forums Frauen im Spannungsfeld zwischen Islam und menschengemachten Systemen. Ziel ist es, den Muslimen – insbesondere den muslimischen Frauen - eine dritte Option zu vermitteln, die auf islamischen Grundsätzen beruht. In diesem Kontext gilt es, die Falschheit der westlichen Lebensweise und ihrer Maxime aufzuzeigen. Ihre propagierten Lebensziele sind Trugbilder, die dem Menschen weder Glück im Diesseits bescheren noch zum ewigen Seelenheil führen.
Die Pläne und Machenschaften der Protagonisten des Kapitalismus müssen umfassend aufgedeckt und den Menschen dargelegt werden; es gilt, ihre falschen Versprechungen als Illusion und Lebenslüge offenzulegen. Es handelt sich dabei um eine ständige Auseinandersetzung mit den westlichen Ideen, die so lange geführt werden muss, bis dieses korrupte System beseitigt und durch ein erhabenes, islamisches System ersetzt wird.
Thematisch haben wir uns mit folgenden Schwerpunkten befasst:
1. Der Kampf der Frauen und die politische Realität
2. Das Mediengeschäft in Frauenangelegenheiten
3. Mein Kampf ist politisch und wird solange fortgesetzt, bis eine Veränderung eintritt
4. Der Kampf der Frauen im Islam bedeutet Ehre und Stärke
Wir, die Frauen von Hizb-ut-Tahrir / wilāya Tunesien, möchten Folgendes festhalten:
Allem voran eine Tatsache, die es zu verinnerlichen gilt: Allah (t) offenbarte uns den Islam durch Offenbarung (waḥy) an Seinen Gesandten (s), als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner bis zum Tage der Auferstehung. Allah, Der Erhabene, hat uns Muslimen auferlegt, die islamische Lebensordnung auf Erden zu verbreiten, indem ein Staat errichtet wird, der Seine Botschaft in die Welt trägt. Allah (t) sagt:
{هُوَ الَّذِي أَرْسَلَ رَسُولَهُ بِالْهُدَىٰ وَدِينِ الْحَقِّ لِيُظْهِرَهُ عَلَى الدِّينِ كُلِّهِ وَلَوْ كَرِهَ الْمُشْرِكُونَ}
Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der Lebensordnung der Wahrheit entsandt hat, um ihr die Oberhand über alle anderen Lebensweisen zu geben; auch wenn es den Götzendienern zuwider ist. [9:33]
Er (t) hat uns einen praktischen Weg zur Umsetzung dieses edlen Zieles aufgezeigt. Der Prophet (s) forderte die Ungläubigen und ihre falschen Ansichten in offener Weise heraus und widerlegte ihre Ideen, bis der Islam in Mekka und darüber hinaus auf der gesamten arabischen Halbinsel zur öffentlichen Meinung wurde. Als ihm (s) die anṣār (Unterstützer) ihren Beistand und ihren Schutz gelobten, gründete er den ersten islamischen Staat in Medina, um das Leben der Menschen nach der göttlichen Offenbarung zu regeln. Er mobilisierte die Armeen und entsandte sie auf dem Wege Allahs (t), um sämtliche materiellen Hindernisse zu beseitigen, die sich der Botschaft des Islam an die Menschheit in den Weg stellten. Sie vereinten zuerst die Arabische Halbinsel und eröffneten alsdann die Länder aš-Šāms (Levante) und nahmen die Menschen in die islamische Gemeinschaft auf.
So gestaltete sich das Leben des Propheten (s), geprägt von unzähligen Schwierigkeiten und einem fortwährenden Kampf, der die Etablierung des Islam nicht nur im eigenen Lande im Blick hatte. Der Gesandte Allahs (s) verließ diese Welt, nachdem er seine Aufgabe erfüllt und das verwirklicht hatte, was ihm von seinem Herrn auferlegt wurde. Er hatte sich für die Sache Allahs abgemüht, wie sich ein Prophet nur abmühen kann. Seine Gefährten trugen die Botschaft des Islam weiter in die Welt, und so weitete sich der Islamische Staat fortwährend aus. Seinen Bürgern gewährte er Schutz und Sicherheit, und es herrschte viele Jahrhunderte Frieden und Harmonie unter den verschiedenen Völkern, die er einte. Doch die Muslime verloren im Laufe der Zeit ihr starkes Bewusstsein für das Tragen der Botschaft an die Menschheit, und eine intellektuelle Umnachtung suchte sie heim. In der Folge verloren sie ihren Staat, sich selbst und ihre hohe Stellung in der Welt, denn sie hatten sich von ihrer Lebensordnung abgewandt. Die Ungläubigen kolonialisierten die Länder der Muslime, zerschlugen ihren einst so stolzen Staat und bemächtigten sich ihrer Bodenschätze. Es war eine Rückkehr in die vorislamische Zeit der Unwissenheit (ğāhilīya), in der das Recht des Stärkeren über der Stärke des Rechts stand. Das kapitalistische System errichtete seine Herrschaft über die Muslime, Korruption und menschliches Leid breiteten sich aus. Wahrlich, der Erhabene hat die Wahrheit gesprochen, als Er sagte:
{وَمَنْ أَعْرَضَ عَن ذِكْرِي فَإِنَّ لَهُ مَعِيشَةً ضَنكًا وَنَحْشُرُهُ يَوْمَ الْقِيَامَةِ أَعْمَىٰ}
Wer sich aber von Meiner Ermahnung abwendet, der wird ein beengtes Leben führen, und Wir werden ihn am Tag der Auferstehung blind (zu den anderen) versammeln. [20:124]
Auf Grundlage des oben Gesagten einigten wir uns auf folgende Punkte:
1. Die Überlegenheit des korrupten, liberalen kapitalistischen Systems und die Verdrängung des Islam aus dem Alltag ist das grundlegende und wichtigste Motiv für den Kampf, den es zu führen gilt.
2. Der Kampf der muslimischen Frau besteht heute darin, die Falschheit des Kapitalismus darzulegen, indem sie vor allem sein verdorbenes Frauenbild und die Lüge von der Befreiung der Frau offenlegt, die in Wirklichkeit ihre Versklavung bedeutet. Die künstliche Geschlechterordnung, welche die sogenannte Gleichstellung von Mann und Frau anstrebt und von den Verfechtern des Liberalismus propagiert wird, muss als ein gesellschaftliches Übel entlarvt werden. Denn in Wirklichkeit wird die Frau in diesem System durch medialen Druck zur Freizügigkeit und Sexualisierung gezwungen. Das Ergebnis sind schlimmste Formen der seelischen und körperlichen Ausbeutung und Unterdrückung. Die sogenannte MeToo-Debatte, die sich mit sexuellem Missbrauch von Frauen in der Medienbranche befasst, lässt nur erahnen, was sich unter der Spitze des Eisberges verbirgt. Das kapitalistische System zielt auf die Erniedrigung und Demütigung der Frau ab. Sie wird gezwungen, ihr Leben und ihre Träume an künstlichen, sexualisierten Rollenbildern auszurichten. Dieses System treibt die Menschen physisch wie psychisch in den Ruin, bietet keine Antworten auf die Probleme und Fragen des Menschen und hat es vor allem auf die Frau abgesehen.
3. Der Kampf und das Ringen für die gerechte Sache stellt für Männer wie für Frauen gleichermaßen eine Pflicht dar. Allah (t) sagt:
{وَلْتَكُن مِّنكُمْ أُمَّةٌ يَدْعُونَ إِلَى الْخَيْرِ وَيَأْمُرُونَ بِالْمَعْرُوفِ وَيَنْهَوْنَ عَنِ الْمُنكَرِ وَأُولَٰئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُونَ}
Und es soll aus euch eine Gemeinschaft hervorgehen, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Unrecht anprangert. Jene sind es, denen es wohl ergeht. [3:104]
Das heißt, dass Allah (t) den Einsatz für den Islam und den Aufruf zum Guten sowie das Anprangern des Schlechten nicht nur den Männern verpflichtend auferlegt hat. Denn die rechtliche Ansprache, die den Aufruf zum Islam, das Gebieten des Guten und das Verbieten des Schlechten betrifft, ist an alle Menschen gerichtet. Die allgemeine Ansprache bleibt allgemein, solange kein Beweis für ihre Spezifizierung ergangen ist. Und da wir keinen Beweis für eine Spezifizierung bzw. Einschränkung auf den Mann finden können, trifft die Pflicht zum Einsatz für den Islam und gegen das System des Unglaubens auf uns Frauen ebenso zu wie auf Männer. Frauen begleiteten den Gesandten Allahs (s) in seinem Kampf; Khadija (r) war die erste Frau, die an seine Botschaft glaubte, und sie war die großartigste Unterstützerin und Verfechterin seines wahrhaftigen Aufrufs. Die gläubigen Frauen trugen gemeinsam mit den gläubigen Männern und in gleicher Weise die Last der islamischen daʿwa.
4. Untätigkeit, Unterwürfigkeit und die stillschweigende Duldung des Kapitalismus unter dem Vorwand der Schwäche und des Mangels an Ressourcen ist gleichzusetzen mit der Verheimlichung eines Verbrechens, ja bedeutet sogar eine Beteiligung daran. Am Tag der Abrechnung werden wir vor unserem Herren hierfür keine Entschuldigung haben. Allah, der Erhabene, hat uns mit dem Aufruf zum Islam, dem Gebieten des Guten und dem Verbieten des Schlechten betraut. Er (t) sagt:
{لَا يُكَلِّفُ اللَّهُ نَفْسًا إِلَّا وُسْعَهَا...}
Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. [2:286].
Diese Aya belegt, dass wir durchaus in der Lage sind, den kufr zu entwurzeln und den Islam erneut als System zu etablieren. Somit bedeutete es eine Leugnung der Worte Allahs, wenn Frauen sich auf ihre vermeintliche Schwäche und Schutzlosigkeit berufen würden, um sich ihrer Verantwortung gegenüber der daʿwa zu entziehen. Wie könnte man so etwas vor Allah rechtfertigen?! Deshalb müssen wir auf Allah (t) vertrauen und uns mit dem gleichen Engagement wie die Männer am intellektuellen und politischen Kampf beteiligen.
5. Der Kampf muss sich gegen die Politik der Kolonialmächte richten, denn diese gehen gezielt und mit aller Härte gegen unsere muslimische Lebensordnung vor. Es gibt keinen Bereich des öffentlichen oder privaten Lebens, in den sie sich nicht einmischen und den Islam bzw. muslimische Symbole verdrängen; sei es die schulische und politische Bildung, die Wirtschaftsbeziehungen oder das soziale Leben. Die Kolonialisten wollen uns vorschreiben, wie wir zu denken und leben haben. Sie wollen uns eine Lebensweise aufzwingen, die auf den Ideen des Unglaubens gründet. Vermarktet und forciert wird das Ganze durch ihre Agenten, die im Dienste ihrer Kolonialherren die verdorbene westliche Lebensordnung propagieren, die Bodenschätze unterwürfig plündern lassen, sich um die Belange der Menschen nicht kümmern, den in der Bevölkerung seit Jahrhunderten verwurzelten Islam bekämpfen und ohne einen Hauch von Skrupel die Menschen verhungern lassen.
6. Die muslimische Umma – und Tunesien ist ein Teil davon – ist die beste Umma, die jemals den Menschen hervorgebracht wurde. Unabhängig davon, in welch schlechter Situation sie sich heute befindet und ganz gleich, wie stark der Einfluss der Kolonialmächte sein mag: Ihr Kampf muss darauf abzielen, den Islam gemäß eines vorgezeichneten Weges als Lebensordnung zurückzubringen. Sämtliche Lösungen für die Probleme der Menschen, Muslime wie Nichtmuslime, müssen der islamischen Glaubens- und Rechtsordnung entspringen.
7. Die Frau wird nur in einem islamischen Staat Würde, Ehre und Wertschätzung erlangen können. Mithin ist sie gemäß der Worte des Propheten (s) die Schwester des Mannes:
«إِنَّمَا النِّسَاءُ شَقَائِقُ الرِّجَالِ»
Wahrlich, die Frauen sind die Schwestern der Männer.
Dies gilt für das Tragen der daʿwa, aber auch für den Beruf, den sie erlernen möchte. So kann sie eine Gelehrte werden, Juristin, Ärztin, eine geschickte Politikerin und Richterin etc. Ihr wird ein würdevolles und fürsorgliches Leben gewährt. Vierzehn Jahrhunderte islamische Geschichte bezeugen das.
Abschließend möchten wir, die Frauen von Hizb-ut-Tahrir, euch alles Gute wünschen. Wir laden unsere Schwestern dazu ein, gemeinsam mit uns für die Implementierung des Islam zu arbeiten - im Trachten nach dem Guten im Diesseits und im Jenseits. Lasst uns Hand in Hand für die Errichtung eines rechtgeleiteten Kalifats nach dem Plan des Prophetentums arbeiten. Wir möchten euch daran erinnern, dass der Aufruf von Hizb-ut-Tahrir zur Gründung des Kalifats eine von Allah (t) allen Muslimen auferlegte Pflicht darstellt. Es ist genauso verpflichtend wie das Gebet, und dies gilt gleichermaßen für Männer wie für Frauen. Lasst es uns den Pionieren des Islam, den muhāğirūn (Auswanderern) und den anṣār (Unterstützern), gleichtun! Allah (t) sagt:
{فَاسْتَجَابَ لَهُمْ رَبُّهُمْ أَنِّي لَا أُضِيعُ عَمَلَ عَامِلٍ مِّنكُم مِّن ذَكَرٍ أَوْ أُنثَىٰ بَعْضُكُم مِّن بَعْضٍ}
Da erhörte sie ihr Herr: „Ich lasse kein Werk eines Handelnden von euch verloren gehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen.“ [3:195]
Frauenabteilung
des Medienbüros wilāya Tunesien
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