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بسم الله الرحمن الرحيم
Im Namen Allahs des Barmherzigen des Allerbarmers
Nachricht und Kommentar
Wohin wird das Schiff anlegen?
Nachricht:
Der Autor Timothy Garton Ash fragt in einem Beitrag für die britische Financial Times: „Angesichts des Ausbruchs von drei – vielleicht sogar vier – großen Kriegen: Wer könnte da noch an der Gefährlichkeit der gegenwärtigen Lage zweifeln?“
Er wirft weitere Fragen auf: Was wird als Nächstes geschehen? Wird eine neue, multipolare Weltordnung entstehen – oder kehren die Staaten der Welt zu einer Aufteilung in Einflusssphären zurück, wie in früheren Zeiten? Oder erleben wir vielleicht die Wiedergeburt eines globalen Modells, das dem „Europäischen Konzert“ des 19. Jahrhunderts ähnelt?
Doch der Autor hält die realistischste Antwort für folgende: „Wir könnten einer langen und gefährlichen Phase globaler Unordnung entgegensehen.“ (sinngemäß nach BBC News Arabic)
Kommentar:
Als Reaktion auf diesen Artikel und die Fragen, die sich der Autor sowie viele Politiker stellen, lässt sich sagen:
Tatsächlich ist die weltweite Lage ernst und droht in ein umfassendes Chaos zu kippen. Es bedarf eines unerwarteten Wendepunkts im Lauf der Ereignisse – eines Einschnitts, der diesen Kurs verändert, bevor sich alles in einem verheerenden Krieg entlädt, der Mensch und Natur gleichermaßen zerstört.
Dass wir diese Schwelle bislang nicht erreicht haben, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich bei diesen drei Kriegen um inszenierte Konflikte handelt – Stellvertreterkriege, in denen einzig und allein die USA als der zentrale, steuernde Akteur auftreten.
Der russisch-ukrainische Krieg etwa verfolgt das Ziel, Russland von einer Annäherung an China und einem möglichen Bündnis mit dem asiatischen Riesen abzuhalten. Durch die strengen Sanktionen, die Russland auferlegt wurden, sollte die Verbindung zwischen den beiden Mächten empfindlich gestört werden. Die Sanktionen und die Belastungen durch den Krieg haben Russland zermürbt und geschwächt. Gleichzeitig dient dieser Krieg der Erschöpfung Europas: Er soll den Kontinent binden, ihn in seinen eigenen Grenzen gefangen halten und ihn so von einer aktiven Rolle auf der weltpolitischen Bühne abhalten. Europa soll beschäftigt und geschwächt bleiben – ohne strategischen Einfluss auf das globale Geschehen. Damit hat der Krieg bereits viele seiner strategischen Ziele erreicht – und nun beginnt die Phase der „Ernte“. All dies macht deutlich: Die Fäden dieses Spiels werden von den USA gezogen, die als einziger wirklich lenkender Akteur im Hintergrund agieren.
Der Vernichtungskrieg, den das zionistische Gebilde gegen Gaza führt – offen unterstützt von den USA und in weiten Teilen auch von Europa, mit tatkräftiger materieller Hilfe durch arabische Staaten –, zeigt in aller Deutlichkeit, wie gefährlich und bedeutsam diese Region geworden ist. Die unerschütterliche und öffentlich zur Schau gestellte Rückendeckung, die „Israel“ genießt, unterstreicht, dass der eigentliche Schwerpunkt der gegenwärtigen globalen Konflikte genau hier liegt. Der Nahe Osten ist nicht mehr nur eine Randzone der Weltpolitik – er ist zum Zentrum der Auseinandersetzungen geworden, zum Nervenknoten des internationalen Machtkampfs
Der gefährlichste Krieg jedoch ist der zwischen Pakistan und Indien – zwei Atommächten, die unmittelbar an China grenzen. Zwar reicht der Ursprung dieses Konflikts über ein Jahrhundert zurück, doch nie zuvor war die Lage so brisant wie heute. Der Grund dafür liegt im Besitz nuklearer Waffen auf beiden Seiten, was dem Konflikt eine völlig neue, hochriskante Dimension verleiht. Diese Auseinandersetzung ist nicht bloß ein regionaler Streit, sondern ein Stellvertreterkrieg mit weitreichenden strategischen Zielen. Sie entfaltet sich genau jetzt, um China zu binden und von seinen ambitionierten Projekten abzulenken – etwa der Aufbau einer Wirtschaftsallianz, die den Handel in lokalen Währungen abwickelt, fernab vom US-Dollar, oder die Neue Seidenstraße, die durch Pakistan bis nach Europa und zum Mittelmeer führt. Darüber hinaus soll durch diesen Konflikt Druck auf China ausgeübt werden, um das Handelsungleichgewicht mit den USA zu korrigieren. Das übergeordnete Ziel aber ist klar: China soll gezwungen werden, sich an den Verhandlungstisch zu setzen – nicht aus freiem Willen, sondern unter dem Druck eines entfesselten Krieges in seiner unmittelbaren Nachbarschaft.
Was die weiteren Fragen zur Rückkehr zu einem multipolaren System oder zum Zustand des europäischen Konsenses und früherer Teilungen oder ähnlicher Konstellationen betrifft, so bin ich überzeugt, dass dieses Projekt inzwischen keine Existenzgrundlage mehr hat, da seine Ursachen verschwunden sind. Die kolonialen Mächte sind gefallen – mit ihnen ihre Macht und die ursprüngliche Idee, auf der diese basierte und die ihr Mittel zur Kolonialisierung darstellte. Mit dem Fall des kapitalistischen Prinzips und dem Zusammenbruch der Ideen, mit denen die Menschheit getäuscht wurde und denen die Völker folgten, um den Kolonialherren beizustehen, ihre Länder in Länge und Breite zu öffnen und sie bei der Erreichung ihrer Ziele durch das Hissen von Fahnen wie Freiheit, Nationalismus, Patriotismus und Konfessionen zu unterstützen, war ihr Erfolg gesichert. Doch nun, da dieses Prinzip gefallen und die Heuchelei der zugehörigen Parolen offenbar geworden ist, haben alle Staaten ihre Rechtfertigung für Macht verloren und sind existenziell gescheitert – einerseits durch blutige Konflikte untereinander, andererseits gegenüber ihren Völkern durch entsetzliche Verbrechen über ein ganzes Jahrhundert hinweg. Gleichzeitig ist das kollektive Bewusstsein der Menschheit gewachsen, sodass das kapitalistische System als vergangen und völlig inakzeptabel gilt und nicht mehr reproduziert werden darf.
Hier kommt die drängendste Frage: Was ist die Alternative angesichts dieses dramatischen Zusammenbruchs der zentralen politischen Weltordnung– und nicht nur seiner abhängigen Teile?
Hierauf antworten Sarkozy, Blinken, zuvor Putin und zuletzt Netanjahu mit den Worten: „Wir werden das Kalifat an der Mittelmeerküste nicht dulden“, und später fügte er hinzu: „Und nirgendwo sonst auf der Welt.“ Damit findet die Frage ihre Antwort, die der Autor mit seinen Fragen und Nachfragen ausdrückt – Fragen, die im Geist und Bewusstsein insbesondere der westlichen Welt umhergehen: Wohin wird das Schiff steuern? Die Antwort liegt im laufenden Stellvertreterkrieg in Palästina und dem Nahen Osten – dort ist der Hafen, und hier wird, so Allah will, das Schiff der globalen Führung anlegen.