Sonntag, 20 Jumada al-thani 1446 | 22/12/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Antwort auf eine Frage

Die Hintergründe von Aserbaidschans Befreiung der Region Karabach

Frage:

Mehr als 100.000 Armenier haben die bis zum 30.09.2023 120.000 Menschen zählende Region Karabach evakuiert, die Region verlassen und nach der von Aserbaidschan am 19.9.2023 durchgeführten Militäroperation in Armenien Zuflucht gesucht. Die Militäroperation wurde mit dem Zweck durchgeführt, die Region Karabach zurückzuerobern und sie von den armenischen separatistischen Kräften zu säubern, die ihre Waffen niedergelegt und ihre Kapitulation verkündet haben. Die russischen Friedenstruppen, die die Sicherheit der Separatisten garantieren sollten, griffen nicht ein. Armenien selbst hielt sich von den Kämpfen fern und ebenso von den Friedensverhandlungen zwischen Aserbaidschan und den separatistischen Kräften. Was ist also passiert? Warum distanzierte sich Armenien? Und warum haben die russischen Streitkräfte nicht eingegriffen? Wie sieht nun die Position der USA und Europas aus, insbesondere Frankreichs, das zusammen mit den USA Mitglied der Minsker Gruppe ist?

Antwort:

Damit die Antwort klar wird, wollen wir folgenden Punkte darlegen:

1. In einer Antwort auf eine Frage vom 05.10.2020 haben wir ausgeführt: Das Aufbegehren der Armenier gegen Aserbaidschan begann mit Unterstützung Russlands im Februar 1988. 1991 gaben die Armenier bekannt, die Region Bergkarabach unter ihre Kontrolle gebracht zu haben und proklamierten sie zu ihrer unabhängigen Republik. Die kriegerische Auseinandersetzung setzte sich bis 1994 fort. Aserbaidschan verlor dadurch 20-24 % seines Territoriums, einschließlich der Region Bergkarabach, die aus fünf Distrikten besteht, neben fünf weiteren Distrikten westlich des Landes. Hinzu kommen große Teile des Distriktes Agdam und des Rayon Füzuli. Rund eine Million der muslimischen Bewohner aus diesen Regionen wurde vertrieben. So führten die Armenier in jenen Jahren ethnische Säuberungen gegen die Muslime durch, töteten Zehntausende von ihnen, vertrieben fast alle Muslime aus dem Gebiet und den umliegenden Regionen und beschlagnahmten ihr Land sowie ihren Besitz. All das geschah mit Hilfe der Russen. Daher fürchteten die Armenier, die die Region vor 30 Jahren an sich gerissen hatten, dass es nach dieser Militäroperation Aserbaidschans zu Straf- bzw. Racheaktionen gegen sie kommt, und so begannen sie, aus der Region in Richtung Armenien zu fliehen. Dazu öffnete ihnen Aserbaidschan den Latschin-Korridor, worauf der armenische Premierminister erklärte, dass "innerhalb weniger Tage keine Armenier in Karabach bleiben werden“. Auch behauptete er, dass "es ethnische Säuberungen und Vertreibungen“ gebe. (Al Jazeera 28.9.2023) Das aserbaidschanische Außenministerium reagierte darauf und sagte in einer Stellungnahme: "Der armenische Ministerpräsident Paschinjan weiß genau, dass die armenische Bevölkerung Karabach aus freien Stücken verlässt. Aserbaidschan hat bei seiner jüngsten Operation in Karabach nie Zivilisten ins Visier genommen.“ Das Ministerium zitierte dabei den armenischen Premierminister Paschinjan selbst, der erklärt hatte, dass "es keine direkte Bedrohung für die Zivilbevölkerung in Karabach“ gebe. In der Stellungnahme hieß es weiter: "Wir sind bereit, ihnen bessere Lebensbedingungen zu bieten als jene, die sie hatten, als sie Geiseln der von Armenien errichteten Militärjunta waren“. Und seitens des Kreml hieß es, man sehe „keinen Grund für Armenier, aus der Region zu fliehen." (Anadolu, aawsat.com, 28.9.2023) AFP berichtete am 29.09.2023, dass diejenigen, die sie in der armenischen Grenzstadt Goris getroffen habe, wo alle Männer Armee- und Kampferfahrung haben, ihre Uniformen, Militärdokumente und vieles mehr verbrannt hätten. Daraus wird klar, dass die aserbaidschanischen Streitkräfte nicht darauf abzielten, Armenier zu töten oder zu vertreiben, wie diese es vor 30 Jahren mit den Muslimen taten.

2. Die USA arbeiteten daran, Armenien aus dem Einflussbereich Russlands herauszuziehen und über die Türkei den eigenen Einfluss dort zu etablieren. Dies, indem zwischen Armenien und der Türkei Abkommen geschlossen wurden, um sie einander näher zu bringen, wie es z. B. 2009 geschah. Jedoch stimmte das armenische Parlament dem Abkommen nicht zu, so dass es nicht umgesetzt wurde, schließlich kündigte Armenien das Abkommen sogar endgültig. In der von uns am 05.10.2020 herausgegeben Frage/Antwort haben wir darauf hingewiesen und gesagt: Doch neun Jahre später, im März 2018, annullierte Armenien unter dem Druck Russlands das Abkommen offiziell, da es der russischen Hegemonie unterworfen war. So entglitt den USA die Chance, Armenien mithilfe des Türkei-Abkommens der Hand Russlands zu entreißen. Stattdessen erhöhte Russland seinen Einfluss in Armenien und baute sein Raketenarsenal auf dem Militärstützpunkt in seiner armenischen Basis Gyumri weiter aus. Darüber hinaus schloss Russland im Dezember 2015 ein gemeinsames Luftabwehrabkommen mit Armenien ab und verlegte ein Geschwader von Mig-29-Kampfjets und Tausende von Soldaten, Kriegsgerät, Flugabwehrsysteme und Langstreckenraketen des Typs S-300 neben Mittelstreckenraketen des Typs SI-6 nach Armenien. Außerdem nahm Russland Armenien neben Belarus, Kasachstan und Kirgisistan in die „Eurasische Wirtschaftsunion“ auf, die am 01.01.2015 in Kraft trat. Diese Länder, einschließlich Armenien, sind zu einem Absatzmarkt für russische Produkte unter dem Deckmantel des freien Waren- und Dienstleistungsverkehrs in allen Bereichen geworden. Das Bruttoinlandsprodukt in dieser Wirtschaftsunion liegt bei über 5 Billionen US-Dollar, von denen das meiste Russland zugutekommt. In der erwähnten Frage/Antwort führten wir weiter aus: Russland steht hinter Armenien, dem - im Vergleich zu Aserbaidschan - flächenmäßig und demographisch kleinen Land mit wenig Macht und Kapazitäten. Russland versorgt und unterstützt Armenien mit Waffen, Ausrüstung und allem, was zum Bestehen notwendig ist. Armenien ist Mitglied der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS). Diese wird von Russland angeführt, das in Armenien eine massive militärische Präsenz hat. Sollte also diese Unterstützung aufhören, wird Armenien fallen und nicht in der Lage sein, Aserbaidschan, das ja jetzt von der Türkei und den Vereinigten Staaten unterstützt wird, die Stirn zu bieten. Sodann kam es zu den Umständen des Jahres 2020, in denen Aserbaidschan mit Unterstützung der Türkei eine Militäroperation lancierte und eines der Gebiete zurückerobern konnte. Die Operation begann am 27.9.2020 und dauerte 44 Tage an. Sodann wurde am 9.11.2020 ein Abkommen zwischen Aserbaidschan und Armenien geschlossen, demgemäß sich Armenien aus den besetzten Gebieten Aserbaidschans zurückzieht. Ausgenommen davon war die Region Karabach, in der nun die Armenier die Mehrheit bildeten und eine Republik ausgerufen hatten. Russland vereinbarte mit beiden Seiten sowie der Türkei, dass russische Streitkräfte in einer Stärke von etwa zweitausend Soldaten in der Region stationiert werden, und zwar bis es zu Verhandlungen kommt, die über das Schicksal der Region entscheiden. Mit dieser Vereinbarung gab sich Russland zufrieden.

3. Doch mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine, der seit dem 24.02.2022 bis heute andauert, und den Schwierigkeiten, mit denen Russland konfrontiert ist, um den Krieg für sich zu entscheiden, fanden die USA eine einmalige Gelegenheit, Armenien dem russischen Einfluss zu entziehen oder diesen mit Russland zu teilen. Damit könnten die USA ihr Scheitern bei ihrem letzten Versuch kompensieren, der, wie wir oben erwähnt haben, 2009 begonnen hatte. Dies insbesondere deshalb, weil sich die USA Zugang zum armenischen Premierminister Paschinjan verschafft haben. So begannen sie am 11.09.2023 gemeinsame Militärmanöver mit Armenien, die in der Nähe der armenischen Hauptstadt Jerewan stattfanden und 10 Tage lang andauerten. Dies hat Russland verärgert. Moskau prangerte dieses Manöver an, als es eine Woche vor seiner Austragung angekündigt wurde, was darauf hindeutet, dass Armenien diese Entscheidung getroffen hatte, ohne Russland zu informieren. Und das zeigt die Absicht Armeniens, seine Abhängigkeit von Russland aufzugeben und den USA zu folgen. So erklärte Kreml-Sprecher Peskow am 09.07.2023: Es ist klar, dass die Durchführung solcher Übungen nicht dazu beiträgt, die Situation in der Region zu stabilisieren oder die Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens zu stärken. Russland wird seine Funktion als Garant der Sicherheit fortsetzen. (aawsat.com, 09.07.2023) Auch hatte der armenische Premierminister Paschinjan die Ankündigung Russlands, dass Armenien Gastgeber der diesjährigen OVKS-Übungen sein werde, direkt dementiert, worauf sich Russland gezwungen sah, sie am 1. und 6.9.2023 in Belarus durchzuführen. Zudem weigerte sich Paschinjan, armenische Truppen für eine Teilnahme zu entsenden!

4. In dieser Atmosphäre gaben die USA Aliyev über die Türkei einen Wink, einen Angriff zu lancieren, um die Region Karabach zu befreien. Daraufhin gab Aserbaidschan am 19.09.2023 die Durchführung einer Militäroperation bekannt, um die von Armeniern besetzte Region Karabach zu befreien, und forderte die vollständige und bedingungslose Kapitulation Armeniens. Auch gab die aserbaidschanische Regierung bekannt, dass etwa 90 armenische Standorte in der Region unter ihrer Kontrolle stünden. Und ihrerseits erklärten die armenischen Behörden in Karabach, dass die Zahl der Todesopfer der eintägigen aserbaidschanischen Militäroperation in der Region auf 213 Tote und 400 Verwundete gestiegen sei und mehr als 7.000 Menschen aus 16 Dörfern evakuiert wurden. In der Region leben etwa 120.000 Menschen, die meisten davon Armenier, nachdem sie vor 30 Jahren mit Hilfe Russlands die muslimischen Einwohner vertrieben hatten. Aserbaidschan hat nach eigenen Angaben bei der Militäroperation zur Rückeroberung Bergkarabachs 192 Soldaten verloren und mehr als 500 wurden verwundet. Der aserbaidschanische Präsident Aliyev gab am 20.09.2023 bekannt, dass sein Land seine Souveränität über Karabach wiedererlangt habe, auch sprach Baku davon, dass die armenischen Kämpfer beginnen, ihre Waffen abzugeben... (Al-Jazeera, Al-Arabiya, 21.9.2023) Russland hat dem nicht widersprochen, da es nicht in einen Krieg verwickelt werden will, solange es mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt ist.

5. Armenien selbst beteiligte sich nicht an den jüngsten Kämpfen gegen Aserbaidschan, hielt sich fern und verurteilte die Operation nicht einmal; als ob die Absicht darin bestand, Russland bloßzustellen und in Verlegenheit zu bringen, weil es mit der Ukraine beschäftigt ist und die Armenier im Stich gelassen und nicht verteidigt hat. Dies kann als Auftakt für die vollständige oder teilweise Abwendung der Armenier von Russland gelten. Denn ohne russische Unterstützung kann Armenien nicht gegen Aserbaidschan kämpfen. Aus diesem Grund rief der armenische Ministerpräsident Paschinjan zu einem dauerhaften Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan auf, der die Rechte und die Sicherheit der Menschen in Karabach garantiert. So kann sich Armenien ohne die Hilfe Russlands Aserbaidschan nicht entgegenstellen. Und nachdem Russland bzw. die "russischen Friedenskräfte" in der Region nicht zugunsten der Armenier intervenierten, sondern Abstand hielten, ergaben sich in der Folge die separatistischen armenischen Kräfte und begannen, ihre Waffen abzugeben. Schlussendlich erklärten die armenischen Behörden in der Region Bergkarabach am Donnerstag, den 28.09.2023: Der Präsident der selbsternannten Republik, Samfil Shahramanian, unterzeichnete ein Dekret zur Auflösung aller staatlichen Institutionen per 1. Januar 2024. Demnach wird die selbsternannte Republik ab diesem Tag aufhören zu existieren, wie von Reuters berichtet wird. (aawsat.com, 28. September 2023) Der Kreml teilte mit, dass er die Ankündigung der Karabach-Behörden, sich zum 1. Januar 2024 aufzulösen, zur Kenntnis genommen habe. Die Nichteinmischung Russlands in die aserbaidschanische Militäroperation veranlasste Armenien dazu, Moskau, seinen traditionellen Verbündeten, zu beschuldigen, es im Stich gelassen zu haben. (aawsat.com, 28.09.2023) Und so hat es für die Armenier den Anschein, als ob Russland ihre Verteidigung aufgegeben hätte, weil es mit der Ukraine beschäftigt ist!

6. Durch die fortgesetzte Kommunikation der USA sowohl mit der aserbaidschanischen als auch mit der armenischen Seite wird der Eindruck erweckt, als ob sie den Konflikt lenken würden. So telefonierte Außenminister Blinken mit den Oberhäuptern beider Länder, Alijew und Paschinjan, lud sie zum Dialog ein und versicherte letzterem "Washingtons Unterstützung für die Souveränität Armeniens". Auch sagte er: "Ein gerechter Friede wird für beide Länder von großem Nutzen sein und nach drei Jahren der Gefechte eine kraftvolle Veränderung zum Besseren in der historischen Entwicklung bedeuten.“ Die USA verteidigten mit den Worten ihres Außenministers also nicht die Souveränität der Armenier in Karabach, sondern nur die Souveränität Armeniens und forderten einen Friedensschluss zwischen beiden Ländern. Dies deutet darauf hin, dass sie, die Vereinigten Staaten, mit der aserbaidschanischen Militäroperation einverstanden sind und diese in ihrem Interesse liegt, um die amerikanische Hegemonie in der Region durchzusetzen. So streben die USA danach, Armenien auf ihre Seite zu ziehen, wie sie Aserbaidschan durch Erdogan auf ihre Seite gezogen haben, und es dazu zu bringen, seine Abhängigkeit von Russland aufzugeben, wenn es sieht, dass Russland es im Stich lässt. Die USA waren bis zu einem gewissen Grad erfolgreich, denn es schien den Armeniern wirklich so, dass Russland sie im Stich gelassen hat und ihre Sicherheit nicht mehr garantieren kann. Die Armeniern sind nämlich ein armes Volk, eingeklemmt zwischen Bergen, gering an Zahl und Ausrüstung, schwach an Stärke im Vergleich zu Aserbaidschan, das ihnen an Zahl, Ausrüstung, Kräften, Reichtum, Meer und Klima um ein Vielfaches überlegen ist. Die USA begannen nach der aserbaidschanischen Operation im Jahr 2020 Kontakte zu knüpfen und Treffen zwischen amerikanischen Regierungsverantwortlichen und den Aserbaidschanern abzuhalten, um den Russen den Boden unter den Füßen wegzuziehen. So traf sich Außenminister Blinken am 20.9.2022 und am 8.11.2022 gemeinsam mit seinem aserbaidschanischen und armenischen Amtskollegen in Washington.

7. Europa versuchte zu intervenieren, aber scheiterte... Frankreich war eines der Länder, die am meisten über die Operation erzürnt waren. So erklärte Präsident Macron, dass er "die von Aserbaidschan initiierte Militäroperation in der Region Karabach aufs Schärfste" verurteile und forderte eine "sofortige Einstellung der Offensive". (France 24, 20.9.2023) Paris konnte jedoch keine Kommunikationsebene mit beiden Ländern aufbauen und versuchte mit Hilfe Deutschlands, eine aktive Rolle in dem Fall zu spielen. So lud es am 26.9.2023 gemeinsam mit Deutschland Diplomaten aus Aserbaidschan und Armenien nach Brüssel ein, um mit ihnen den Verlauf der jüngsten Ereignisse zu besprechen. Frankreich forderte auch „ein internationales diplomatisches Vorgehen angesichts der Tatsache, dass Russland Armenien im Stich gelassen“ habe. „Der Exodus aus Karabach findet vor den Augen Russlands statt, das eine Friedenstruppe in der Region unterhält und sich der Komplizenschaft mitschuldig macht." Und Deutschland rief über seine Außenministerin Annalena Baerbock dazu auf, "die Entsendung internationaler Beobachter nach Karabach zu erlauben“. Die Ministerin meinte, dass dies "ein Zeichen des Vertrauens sein wird, dass Aserbaidschan es ernst meint mit seinem Engagement für die Sicherheit der Einwohner von Karabach“. Auch erklärte sie, dass Deutschland über das Rote Kreuz seine Hilfe für Armenien von zwei Millionen Euro auf fünf Millionen Euro erhöhen werde. (Al-Arabiya und Al-Jazeera 27.9.2023) Frankreich will nämlich auf jeden Fall eine Rolle spielen und stachelt Deutschland dazu an, sich daran zu beteiligen. Diese Rolle ist jedoch immer noch wirkungslos gegenüber der Rolle der USA, die fast alle Karten des Konflikts in Händen halten!

8. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Ereignisse in Karabach auf folgende Punkte hinweisen:

a) Die russische Regierung hat wahrscheinlich erkannt, dass dieser Krieg gegen sie gerichtet ist und von den USA über Erdogans Türkei und Aserbaidschan, das nun unter türkischer Vormundschaft steht, geplant und vorgezeichnet wurde. Dieser Krieg würde Russland nutzlos in Anspruch nehmen und die russischen Kräfte zerstreuen. Denn jetzt konzentriert sich die Regierung in Moskau auf ihren Krieg in der Ukraine, der für sie schicksalhaft ist und den sie nicht verlieren will. Sie weiß, wenn sie diesen verliert, verliert sie alles. Wenn sie ihn aber gewinnt, dann wird sie in der Lage sein, ihren Einfluss in den verlorenen Gebieten wiederherzustellen. Gleichzeitig will Russland nicht mit der Türkei in Konflikt geraten. Denn unter den gegebenen Umständen und den verhängten Sanktionen braucht es die Türkei, die sein Tor zur westlichen Welt bildet. Auch will es seine Beziehungen zu Aserbaidschan aufrechterhalten, da es dort Investitionen im Wert von 6 Milliarden Dollar getätigt hat, insbesondere im Bereich der Energieressourcen, außerdem beträgt das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern mehr als 4 Milliarden US-Dollar. Hingegen stellt Armenien für Russland in allen Bereichen nur eine Last dar... Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass Russland, wenn es den Krieg in der Ukraine gewinnt, Armenien wieder in seinen vollen Einflussbereich zurückführt.

b) Aus dem Verhalten der USA ist zu verstehen, dass sie hinter diesem Krieg stecken und Russland mit diesem beschäftigen wollen, wenn sich Russland an den Vertrag über kollektive Sicherheit hält, der ja auch Armenien umfasst... So heißt es in der Vertragssatzung: Ein Angriff auf ein Vertragsmitglied gilt als Angriff auf alle anderen Mitgliedsländer. Russland hätte also intervenieren müssen, um die Armenier zu schützen, wie es auch Anfang 2022 in Kasachstan intervenierte, einem weiteren Mitglied in dieser Organisation. Das gilt insbesondere auch deshalb, weil es über eine Militärbasis in Armenien verfügt. Diese hat es - als zusätzliche Sicherheitsgarantie -- durch die Errichtung zweier neuer Außenposten im Süden Armeniens nahe der aserbaidschanischen Grenze verstärkt. Hätte jedoch Russland vertragsgemäß interveniert, wären seine Streitkräfte in der Ukraine geschwächt worden. Aus all dem wird klar, dass die USA die derzeitigen Umstände Russlands in der Ukraine ausgenützt und Aserbaidschan zu dem Angriff angestiftet haben.

c) Die Versuche Europas, insbesondere Frankreichs und Deutschlands, eine Rolle in den Ereignissen zu spielen, sind - wie wir oben dargelegt haben - erfolglos geblieben.

d) Man sieht, dass die Härte der ungläubigen Kolonialisten untereinander heftig ist. Denn sie werden von ihren Interessen geleitet, auch wenn diese teuflisch und unmenschlich sind. So haben Recht und Wahrheit in ihren Werten keinen Platz. Aserbaidschan dazu anzustoßen, die Karabach-Region von den Armeniern zu befreien - in einer Zeit, in der Russland mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt ist - geschah daher nicht aus Liebe zu Aserbaidschan, dem muslimischen Land, sondern diente der Vorbereitung für die Einführung des amerikanischen Einflusses in Armenien, um das Land, nachdem Russland es im Stich gelassen und im Karabach-Konflikt nicht unterstützt hat, aus der russischen Gefolgschaft herauszuziehen. Sollten sich die Umstände jedoch ändern und Armeniens Besetzung der Region für die USA einen Zweck erfüllen, dann würden sie die Wiederbesetzung Karabachs durch Armenien unterstützen! So dauerte die armenische Besetzung der Region etwa 30 Jahre lang an, ohne dass die USA sich eingemischt hätten, ganz anders, als sie es heute tun... Dies ist die Realität der ungläubigen Kolonialisten: Sie haben keine festen Werte für Gut und Böse.

(هُمُ الْعَدُوُّ فَاحْذَرْهُمْ قَاتَلَهُمُ اللهُ أَنَّى يُؤْفَكُونَ)

Sie sind der Feind, drum hüte dich vor ihnen. Bekämpfe sie Allah, wie sind sie doch getrogen!(9:30)

19. Rabīʿ al-Auwal 1445 n. H.
04.10.2023
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