Freitag, 16 Shawwal 1445 | 26/04/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Zum zehnten Jahrestag der Revolution
(16)

Wie muss also die Veränderung vonstatten gehen?

Drittens: Die Einhaltung der Methode des Propheten (s) in der Errichtung des Staates:

Der Islam hat seine eigene Methode für die Herrschaftsübernahme, die durch die Offenbarung von Allah herabgesandt wurde. Wer die Methode genau studiert, mit der der Gesandte Allahs den Staat aufgebaut hat, wird feststellen, dass es nur die eine Methode gibt. Zu ihr gehört nicht, sich auf das demokratische Spiel einzulassen und nicht mit dem zu regieren, was Allah herabgesandt hat, auch wenn nur vorübergehend. Es wäre besser gewesen, die Muslimbrüder hätten aus den Lektionen ihrer Vorgängern gelernt, anstatt sich zu verausgaben und mit jedem Experiment zu scheitern. So werden wir nur Verzweiflung und Frustration in der Umma ernten und dazu eine Verzerrung des Islam und die Konsolidierung der Hegemonie des ungläubigen Kolonialisten. So hat die Demokratie in Algerien der islamischen Bewegung nur Desaster und Unheil gebracht! Noch immer zahlt sie für ihr Experiment mit ihrem Blut, ihrer Ehre und ihrer Sicherheit. Gleiches gilt für Palästina und andere Gebiete.

Die Methode des Islam zur Errichtung des islamischen Staates besteht darin, die Autorität über den Weg der Umma zu erhalten. Ist die Umma im Besitz der Autorität, wird sie sie der Person ihrer Wahl übergeben und umgekehrt auch wieder wegnehmen können. Niemand kann ihr die Autorität gewaltsam entreißen….Ist die Umma nicht im Besitz ihrer Autorität, sondern ist von den Vasallenherrschern in Ketten gelegt, welche die Armeen dazu rekrutiert und die repressiven Sicherheitsapparate dazu errichtet haben, um der Umma die Autorität vorzuenthalten, so ist es unumgänglich, innerhalb der Umma aktiv zu werden, um eine öffentliche Meinung herzustellen, die aus einem allgemeinen Bewusstsein über den Islam herrührt. Dann muss die Autorität der Umma über die Machtzentren wiedererlangt werden, d.h. über die Suche nach Unterstützung vom Militär, um den Herrschern den Boden unter den Füßen wegzuziehen. In beiden Fällen wäre es eine autarke Autorität, die auf den eigenen Ressourcen des Landes beruht, in dem der Staat gegründet wird.

Und hier haben die Muslimbrüder einen Fehler begangen, als sie sich auf die Versprechen des Militärrates verließen, die Wahlergebnisse zu respektieren und darauf zu setzen, dass die internationale Gemeinschaft und besonders Amerika die Resultate ihrer angeblichen Demokratie akzeptiert. Sie – die Muslimbrüder – haben sich nicht darum gekümmert, eine öffentliche Meinung, die aus dem allgemeinen Bewusstsein hervorgeht, herzustellen sodass die Massen dazu gebracht werden, sich um einen neuen Staat zu scharen, der Allahs Gesetz implementiert und die Schwierigkeiten zu ertragen, damit der Staat sich konsolidiert und auf stabilen Beinen steht. Und das war der fatale Fehler! Möge Allah ihnen vergeben!

Viertens: Das Erkennen der Rolle der Medien bei der Realisierung politischer Ziele:

Zweifellos spielen die Medien bei der Realisierung politischer Ziele eine bedeutende Rolle. Denn sie haben Einfluss auf die öffentliche Meinung, auf die moralische Verfassung der Menschen und auf den Rückhalt auf lokaler und globaler Ebene. Und daher werden Medien in den bestehenden Ländern als vierte Gewalt betrachtet. Deshalb ist es unerlässlich, von ihr im Kontext Staat umfassend Gebrauch zu machen.

Dieser Sachverhalt war den Regierungsverantwortlichen unter Mursi gar nicht bewusst. Er ließ den Medien freie Hand, ohne festen Plan und verbindliche Strategie für das weitere Vorgehen. Er ließ die Beleidigungen, die Schmähungen und den Spott, die sich gegen seine Person richteten, zu. Sie mobilisierten die öffentliche Meinung gegen ihn, gegen seine Herrschaft und gegen seine Leute. Mursi war außerstande, besonderen Einfluss auf die Medien auszuüben und sie, so wie Mubarak es tat, für sich zu instrumentalisieren. Die Medien entglitten ihm vollends, und es gelang ihnen, die Menschen gegen das islamische Lager allgemein und gegen die Muslimbrüder im Besonderen zu mobilisieren. Sie machten sich sowohl über den Präsidenten selbst lustig als auch über alle von ihm getroffenen Entscheidungen. Sie überspitzten die Probleme, ja blähten sie auf, sodass sie größer wirkten, als sie waren. So wurde dem Beobachter der Eindruck vermittelt, dass das Land dabei ist, den Bach runterzugehen, als wenn es nicht daran liegen würde, dass jahrzehntelang Korruption und Misswirtschaft im Land herrschten. Vielmehr wurde Mursi im Laufe des einen Jahres seiner Herrschaft die Schuld für sämtliche Fehler, Missstände und Probleme zugeschoben. Die mediale Hetze hat auf diese Weise den Zorn der Menschen enorm verstärkt und sichtbar einen Zustand fehlender Stabilität geschaffen, was Mursi den Todesstoß versetzte.

Fünftens: Die Männer des Blocks müssen über ein politisches Bewusstsein verfügen und zu politischen Manövern fähig sein:

Der Staat wird sich anfangs in einer Lage befinden, die kreaktiver politischer Aktionen und der klugen, wohldurchdachten, politischen Manöver auf interner, regionaler und internationaler Ebene bedarf. Das verlangt von den Männern dieses Blocks, die Welt um sie herum bewusst zu kontaktieren und zu erkennen, in welchem Zustand die Welt ist und welche weltpolitischen Positionen vorherrschen. Es bedarf einer präzisen Kenntnis der Beziehungen unter den Staaten, ihrer Abhängigkeiten und ihrer Ausrichtungen. Es erfordert darüber hinaus, die Natur und Psychologie der Völker zu kennen ebensowie die Spannungsfelder unter ihnen. Sie müssen die Interessen der einzelnen Staaten und deren gemeinsame Schnittmengen kennen sowie die vitalen von den sekundären Interessen dieser Staaten unterscheiden können. Sie müssen mit diesen Interessen zum Vorteil des neu entstandenen Staates gut manövrieren können. Das alles braucht Erfahrung und Scharfsinn und die Fähigkeit, politische Strategien zu erarbeiten und für jede Eventualität adäquat vorbereitet zu sein.

Es war offensichtlich, wie chaotisch es in der Regierung Hisham Qandils zuging und dass es ihr an kreativen, klugen Köpfen fehlte. Das trat deutlich zutage, als es zu einem Treffen kam, das Präsident Mursi mit einigen politischen Kräften leitete, um eine strategisch bedeutende Frage zu erörtern. Es ging dabei um den „Nahda-Staudamm“. Diese Zusammenkunft wurde ohne Wissen der Anwesenden live übertragen, was aufgrund der einfältigen Lösungen und Manöver, die von diesen Kräften vorgeschlagen wurden, zu Spott und Gelächter bei den Menschen führte. Auch zeigte sich der Präsident immer wieder wankelmütig in seinen Positionen. Er traf Entscheidungen und war außerstande, sie in die Tat umzusetzen oder er fasste einen Beschluss am Abend und nahm ihn am nächsten Morgen wieder zurück.

Sechstens: Es ist notwendig, das alte politische Establishment zu demontieren und auszuschalten:

Zu den größten Gefahren, mit denen der entstehende Staat konfrontiert werden wird, ist das alte politische Establishment, dem die Macht entrissen wurde. Auf den Ruinen des Staates und des Regimes dieses Establishment wurde schließlich der neue Staat errichtet. Diese Eliten sehen ihre Interessen unter Beschuss und ihren Einfluss, ihren Status und ihre Autorität zerstört. Daher wird es unausweichlich dazu kommen, dass diese Kreise gegen den Staat und dessen Oberhaupt intrigieren werden, indem sich die Massen aufstacheln und von innen heraus gegen den Staat aufhetzen. Oder sie verschwören und verbünden sich mit anderen Staaten, um dem Staat einen Schlag zu versetzen.

Daher ist es unerlässlich, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses politische Establishment auszuschalten und sich aller Kanäle der Beeinflussung der Massen zu entledigen. Auch muss man alle von den Ungläubigen in den Staat eingeschleusten Spione loswerden, seien es Botschaften, ausländische Missionen, die sich durch humanitäre Aktivitäten tarnen oder ob es um Medienleute handelt, die durch Irreführung, Heuchlertum, Intrigen und der Umsetzung westlicher Pläne in unseren Ländern groß wurden. Wir haben gesehen, wie der Prophet (t) mit den Heuchlern in Medina umging, an deren Spitze Abdullah bin Ubai bin Salul stand und mit den Leuten des Masjid al-Dirar. Er behandelte sie mit einem Höchstmaß an Weisheit und Entschlossenheit. In Mekka berücksichtigte der Prophet (s) den Status und die Position Abu Sufyans und sprach: „Wer das Haus Abu Sufyans betritt, befindet sich in Sicherheit.“ Eine andere Gruppe bekämpfte er bis aufs Blut. Von einer anderen Gruppe gewann er die Herzen und zeigte sich ihnen gegenüber großzügig. Doch an die Allgemeinheit der Menschen richtete er (s) die Worte: „Geht, ihr seid in Freiheit.“ Diese Handlungen offenbaren ein großartiges Beispiel, wie mit dem politischen Establishment umzugehen ist. Das Gewinnen der Herzen ist eine wichtige Sache. Es ist kein Gewinnen für den Islam, sondern für den Staat des Islam. Keineswegs muss mit Widersachern feindselig umgegangen werden. Vielmehr müssen wir ihnen demonstrieren, dass der Staat ihr Staat ist und kein Staat einer Rechtsschule, einer Konfession oder einer Gruppierung, sondern ein Staat aller Muslime. Es ist ein Staat, der alle Rechte, die die islamische Gesetzgebung mitbrachte, garantiert und ein Staat, der sie zur Erfüllung aller Pflichten, die das islamische Recht ihnen vorschreibt, aufruft. Mehr noch: Es ist ein Staat, der die Nichtmuslime, die Ahl ul-Dhimma, großzügig und in Würde in ihre Mitte nimmt und schützt. Dem Staat obliegt es, alle Anstrengungen aufzuwenden, um mit den Menschen und ihren Führern überall und auf allen Ebenen Kontakt aufzunehmen. Er muss ihnen die Verfassung mit den Rechten und Pflichten aller aufzeigen, erläutern und die Gründe für die Entwerfung dieser Verfassung darlegen, um eine Überzeugung bei der Mehrheit der Menschen im Staat zu erzeugen. Durch die Schaffung einer öffentlichen Meinung, die aus einem allgemeinen Bewusstsein hervorgeht, die die Menschen dazu bringen soll, sich um den Staat als ihren Staat zu scharen, werden sie bereit sein, ihn zu verteidigen und sich stolz mit ihm zu identifizieren.

Siebtens: Autonom bleiben und sich nicht auf andere verlassen.

Die Verantwortlichen im Staat müssen präzise Systeme und Strategien auf hohem Niveau haben, die der wirtschaftlichen Situation Rechnung tragen müssen, indem sie umgehend mit der Umsetzung des islamischen Wirtschaftssystems und der Wirtschaftspolitik beginnen, damit die Wirtschaft des Staates nicht mehr länger an das Rad der Ökonomie ungläubiger Staaten gebunden bleibt. Der Staat muss autark die Grundbedürfnisse der Menschen decken können, ohne an andere Staaten gebunden zu sein und um nicht von der Gnade ausländischer Unterstützung abhängig zu bleiben, was eine verheerende Gefahr darstellt.

Und das war bei Dr. Mursi nicht der Fall. Er ließ die Dinge so schief laufen, wie sie schon zu Mubaraks Zeiten schief liefen. Den Menschen wurde keine klar festgesetzte islamische Wirtschaftspolitik dargelegt, außer einem zum Scheitern verurteilten Hundert-Tage-Plan, der nichts als Versprechungen beinhaltete ohne Bezug zur Realität. Darüber hinaus akzeptierte es Mursi, nur formal der Oberbefehlshaber der Armee zu sein und ließ die Militärinstitution ein Finanz- und Wirtschaftsimperium sein, das nur den entsprechenden Personen vorbehalten blieb. Mehr noch, er sprach während seines gesamten Jahres seiner Herrschaft nur in den höchsten Tönen von dieser Institution und versäumte es, Amerikas Hand zu entfernen, das das Militär finanziell unterstützte, ausrüstete und ausbildete.

Schließlich muss erkannt werden, dass die Lösung für Ägypten und die anderen Länder des Islam darin besteht, dass die Muslime die Macht vollständig, uneingeschränkt und bedingungslos übernehmen, nachdem die Forderung nach der islamischen Herrschaft in einem rechtgeleiteten Kalifat nach der Methode der Prophetenschaft zu einer starken öffentlichen Meinung geworden ist, die niemand herausfordern kann und nachdem sich der Wille der Umma mit dem Willen und der Unterstützung des Militärs vereint hat, das der Umma zur vollständigen Umsetzung des Islam verhilft. Und das ohne Verwässerung, Wohlgefälligkeit und Schmeichelei gegenüber dem Westen seitens der Herrscher, der Politiker und der Medien und ebenfalls aller politischen, korrumpierten Kreise, die alle von der politischen Bühne beseitigt werden müssen. Ohne Zweifel spielt die muslimische Armee bei dieser Lösung eine signifikante Rolle. Denn sie wird diesen Staat unterstützen und seine Weiterexistenz sichern.

Die Lösung liegt nicht in der politischen Partizipation, wie es bei der Wahl von Muhammad Mursi geschah, sondern darin, einen Herrscher hervorzubringen, der das gesamte System des Islam implementiert, unterstützt von den Massen der Umma und einer aufrichtigen muslimischen Armee, die diesem Herrscher gegenüber loyal ist und ihm ihre Unterstützung gewährt, den Islam zur Anwendung zu bringen, auf geradlinige Weise und ohne ein Drehen und Wenden.

 
Geschrieben für das zentrale Medienbüro von Hizb-ut-Tahrir
Hamed Abdulaziz

 

Teil 15

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