Sonntag, 22 Jumada al-awwal 1446 | 24/11/2024
Uhrzeit: (M.M.T)
Menu
Hauptmenü
Hauptmenü
  •   |  

بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Aus der Zeitung al-Raya, Ausgabe 261

Erdogan zelebriert die Feierlichkeiten zum Todestag des Zerstörers des islamischen Staates Warum? Und wie können Muslime damit einverstanden sein?!

Von Assad Manzour

Am 10. November 2019 gedachte der türkische Staat dem 81. Todestag Mustafa Kemals. Erdogan, Staatspräsident der Republik, zelebrierte diesen Tag, indem er sich vor dem Grabmal Atatürks verneigte und ihm als „Führer des Befreiungskrieges, Erbauer der Republik und als einen der bedeutendsten Werte, den das Volk besitzt“ huldigte. „Wir werden die Arbeit mit all unserer Kraft fortführen, damit unsere Republik, die er uns als ewig anvertrautes Gut hinterlassen hat, weiterlebt und damit sie sich vorwärts entwickelt und stärker wird. Ewig soll sie glücklich sein“, so Erdogan in seiner Rede.

Mustafa Kemal beging den größten Verrat und das gewaltigste Verbrechen in der Geschichte des Islam und der Muslime. Er beging Verrat am Kalifen, als dieser ihn zum Kampf gegen die Briten entsandte, er sich dann jedoch gegen den Kalifen wandte. Mustafa Kemal entpuppte sich als der größte Agent der Briten, der für sie auf die Zerstörung des Kalifats hinarbeitete, um im Gegenzug dafür Präsident zu werden. Mit dem Abkommen von Lausanne trat er die noch unter osmanischer Herrschaft stehenden Länder des Islam an die Briten und an die übrigen Kolonialisten ab und begnügte sich mit dem Gebiet, dessen Grenzen von ihnen festgelegt wurden und dem sie den Namen „Türkei“ gaben. Sie bauten ihn zu einen falschen Helden auf, durch ein Spiel, das sie ausgeheckt hatten. Das Spiel sah so aus, dass die Briten sich vor Mustafa Kemal zurückziehen und die Griechen dazu benutzen würden, Izmir zu besetzen, damit Mustafa Kemal kommen und sie in die Flucht schlagen würde. Und so war ihm als Held und als „Ghazi“ nun freie Hand gegeben worden, jedes erdenkliche Verbrechen am Islam und an den Muslimen zu begehen! Er beging Verrat an den Gläubigen, indem er ihnen vorgaukelte, sie in einem Befreiungskrieg anzuführen. Doch führte er sie in einen Krieg der Vernichtung, nämlich der Vernichtung der Werte des Islam und des großartigsten Staates der Geschichte. Dann begann er mit dem Töten und Morden, sodass kein Gelehrter und kein Faqih (Rechtsgelehrter) vor ihm verschont blieb, den er nicht töten, verhaften oder vertreiben ließ. Zehntausende Muslime kamen durch ihn zu Tode. Manche sprechen sogar von über 200.000 Toten, als die Menschen sich, nachdem er dem Kalifat den Todesstoß versetzt hatte, gegen ihn auflehnten. Mustafa Kemal beging Verrat an Allah (t) und Seinen Gesandten (s), indem er den Islam von der Regierungsebene verbannte, den Laizismus - die ʿaqīda des Kufr - einführte und das republikanische System, das im völligen Widerspruch zum Regierungssystem des Islam steht, errichtete. Er schaffte die islamische Gesetzgebung ab und ersetzte sie durch die Demokratie, wo die Gesetzgebung in Händen des Volkes liegt. Sein Ziel war es, alles, was mit dem Islam zu tun hatte, auszulöschen. So bekämpfte er die arabische Sprache, den Gebetsruf, die islamische Kleidung und er führte die Freiheiten ein, mit denen jede Form des Kufr, jede Sündhaftigkeit und jede Freveltat erlaubt ist. Er ging gegen alles vor, was mit dem Islam in Verbindung stand. Er verbot die daʿwa für den Islam und für das Kalifat ebenso wie das Festhalten an den islamischen Rechtssprüchen und deren Implementierung als Gesetze des Staates. Er führte die Kufr-Gesetze des Westens ein und errichtete einen Staat auf Grundlage einer Kufr-Verfassung, band diesen Staat an den Westen und ging Pakte mit ihm ein, wie etwa das Abkommen von Saadabad. Abgesehen davon, war er berüchtigt für seine Schamlosigkeit und sein frevelhaftes Privatleben.

Das ist - in Kurzfassung - Mustafa Kemal! Für was huldigt ihm also Erdogan und wofür lobpreist er ihn und eine Republik, die auf den Ruinen des einst gewaltigen Staates errichtet wurde, während er behauptet, Muslim zu sein!? Verherrlicht er nicht jemanden, der die Werte und den Staat des Islam zerstört hat, jemanden, der die Muslime bekämpft sowie Dekadenz und Verderbtheit verbreitet hat?!

Die Bevölkerung der Türkei musste viel Leid erleben durch die Repressionen Atatürks, durch dessen Ungerechtigkeit und die seiner laizistischen Republik und seiner Anhängerschaft. Für die Muslime ist Mustafa Kemal ein Verbrecher, der ihre Ehre, ihre Religion, ihren Staat, ihre Geschichte und ihre Kultur verletzt hat. Sie verachten und verfluchen ihn. Und daher hatte man ein Gesetz eingeführt, das alles unter Strafe stellt, was ihn, was seine Verbrechen, was seinen Verrat und was seine Lasterhaftigkeit antastet. Und Erdogan kommt und glorifiziert Mustafa Kemal, so wie die kemalistischen Militärs dies nach jedem Putsch, den sie seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts unternommen hatten, taten. Sie kommen und glorifizieren Mustafa Kemal, weil er in den Augen der Menschen ein Gefallener ist. Und jedesmal bekunden die Militärs, ihr Putsch habe der Wahrung Mustafa Kemals sowie der Aufrechterhaltung der Republik und des Laizismus gedient. Das tun sie, wann immer sie merken, dass die Menschen sich dem Islam zuwenden und sich nach der Rückkehr des Islam als Herrschaftssystem sehnen.

Erdogan, so scheint es, will die Kemalisten, also die Großbritannien-Vasallen, versöhnlich stimmen und glaubt, dass ihn das vor Putschversuchen, wie es am 15. Juli 2016 geschehen ist, retten würde. Die Kemalisten hatten sich damals mit Gülen-Anhängern verbündet, die stets Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich ihnen bieten. Sie nutzen jede sich bietende Kraft, um ihre Interessen zu verwirklichen. Sie kooperierten mit einer Reihe von probritischen und proamerikanischen politischen Kräften, angefangen bei Özal über Demirel, Ecevit, Erdogan bis hin zu den Kemalisten, wie im Falle des letzten Putschversuchs.

Erdogan selbst sorgt für die Implementierung des Laizismus, preist ihn, sorgt für dessen Aufrechterhaltung, bewirbt ihn und trägt ihn an die Menschen heran! Als er im September 2011 Ägypten besuchte, nachdem die Ägypter gegen das Regime rebellierten und den Kopf des Regimes, Husni Mubarak, zu Fall brachten, erklärte Erdogan, das beste System sei der Laizismus. Er rief die Bevölkerung Ägyptens dazu auf, dieses System zu übernehmen. Als der ehemalige türkische Parlamentspräsident Ismail Kahraman am 26.04.2016 vorbrachte: „Wir sind ein islamisches Land und sollten eine Verfassung gemäß unserer Religion einführen“, wies Erdogan dessen Äußerungen zurück und betrachtete sie als persönliche Meinung Kahramans, die nicht dessen Partei und dessen Regierung repräsentierten. So sagte Erdogan als er zu einem Besuch in Ägypten war, dass er die Bevölkerung dazu aufrief, den Laizismus einzuführen. „Als der oberste Führer der Muslimbrüder Muhammad Akif das ablehnte, sagte ich zu ihm: ‚Ich werde dich überzeugen.‘ Und ich habe mit ihm geredet und ihn überzeugt.“

Darüber hinaus bekundet Erdogan seine Loyalität zu den USA, dem Feind des Islam und der Muslime, indem er erklärt, dass „Amerika unser Verbündeter und Freund ist“. Dazu verschwört er sich mit ihnen gegen das syrische Volk. Das bestätigte er durch seinen letzten Besuch in die USA und durch sein Treffen mit Präsident Trump am 13.11.2019. Den Feind des Islam und der Muslime, Russlands, Präsident Putin, betrachtet Erdogan als seinen geschätzten Freund und verbündete sich in Sotschi und Astana mit ihm gegen das syrische Volk, um die befreiten Gebiete in die Knie zu zwingen und sie Russland und anschließend dem Assad-Regime auszuhändigen, unter dem Namen „Deeskalationszonen“. Und zuletzt kam es zur Operation „Quelle des Friedens“, wo er einige Regionen dem Assad-Regime auslieferte. Andere Regionen stehen kurz davor, ausgehändigt zu werden, nachdem Erdogan sich mit Russland auf die Durchführung  gemeinsamer Patrouillen verständigt hatte. All das soll dazu dienen, den Islam daran zu hindern, an die Macht in Syrien zurückzukehren und um das laizistische Regime mitsamt der Repräsentanten zu festigen. Erdogan täuschte das syrische Volk auf eine Weise, die ihresgleichen sucht. Er versetzte der Revolution einen heftigen, schmerzhaften Schlag, in dem Versuch, die Revolution zu zerschlagen.

Nach allem, was wir nun erwähnt haben, gibt es noch irgendjemanden, der Erdogan verteidigt? Wie können die Muslime ihn noch immer in Schutz nehmen und Gutes von ihm erwarten?! Wie kann das sein?! Wenn man die Sache detaillierter betrachtet, erkennt man, dass bei vielen Muslimen die Emotionen dominieren und bei anderen ist es Naivität. Sie klammern sich an Personen, ohne die Maßstäbe des Islam heranzuziehen, um die Personen und die Umstände zu bewerten. Sie wollen die Geschehnisse nicht verstehen, wie sie sind.

Denn das politische Bewusstsein ist die Sicht auf die Ereignisse aus einem spezifischen Blickwinkel heraus. Für den Muslim ist es die Sicht aus dem Blickwinkel der islamischen ʿaqīda und was aus ihr an Ideen hervorgeht und deren Verknüpfung mit der Realität. Die ʿaqīda ist das Licht, mit dem der Muslim die Ereignisse beleuchtet, sie versteht und die entsprechenden Akteure dieser Ereignissen beurteilt. Ein Muslim verteidigt solche Personen oder Führer, wie wir sie beschrieben haben, nicht. Allah verbietet es ihm, indem Er sagt:

﴿وَلاَ تُجَادِلْ عَنِ الَّذِينَ يَخْتَانُونَ أَنفُسَهُمْ إِنَّ اللّهَ لاَ يُحِبُّ مَن كَانَ خَوَّاناً أَثِيماً

Und streite nicht zur Verteidigung derer, die sich selbst betrügen. Allah liebt nicht, wer ein Verräter und Sünder ist. (4:107)

Es müssen die korrekten Maßstäbe des Islam angesetzt werden. Die Wahrheit wird nicht an den Personen gemessen, sondern die Personen an der Wahrheit. Es muss der Wahrheit gefolgt werden und nicht dem, der selbst in die Irre gegangen ist und der viele andere in die Irre geführt hat, weg vom geraden, rechten Weg. Die Lösung liegt in diesem Punkt verborgen. Die Ereignisse müssen so betrachtet werden, wie sie sind, mit ihren Begleitumständen und Rahmenbedingungen, und dann mit der weltpolitischen Lage verknüpft werden. Sie müssen tiefgehend und erleuchtend so verstanden werden, wie sie sind, ohne sie so einzufärben, wie die Person es nach eigener Neigung gern hätte. Es müssen dann die Maßstäbe des Islam angesetzt werden, nachdem sie korrekt und im Detail verstanden wurden. Allah (t) spricht die Gläubigen an und verlangt von ihnen, die Entscheidung im Buche Allahs und in der Sunna des Gesandten (s) zu suchen, indem Er sagt:

﴿فَإِن تَنَازَعْتُمْ فِي شَيْءٍ فَرُدُّوهُ إِلَى اللّهِ وَالرَّسُولِ إِن كُنتُمْ تُؤْمِنُونَ بِاللّهِ وَالْيَوْمِ الآخِرِ ذَلِكَ خَيْرٌ وَأَحْسَنُ تَأْوِيلاً

Wenn ihr miteinander über etwas streitet, dann bringt es vor Allah und den Gesandten, wenn ihr wirklich an Allah und den Jüngsten Tag glaubt. Das ist am besten und die schönste Auslegung. (4:59)

Quelle: Al-Raya, Mittwoch, den 20.11.2019, Ausgabe 261

Nach oben

Seitenkategorie

Links

Die westlichen Länder

Muslimische Länder

Muslimische Länder