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Großbritanien

H.  4 Rabi' II 1441 No: 1441 AH / 09
M.  Sonntag, 01 Dezember 2019

 Presseverlautbarung

Die demokratische Idee ist verdorben, ihre praktische Umsetzung hingegen noch viel schlimmer als das

Allah (t) hat Sein Vertrauen in die Muslime gesetzt, insbesondere in jene, die mit den islamischen Texten vertraut sind. Zur Partizipation am säkular-kapitalistischen System der Demokratie aufzurufen stellt einen schwerwiegenden Vertrauensmissbrauch und ein großes Hindernis auf dem Weg der daʿwa zum Islam dar. Zugleich höhlt man die islamische Ideologie damit aus.

Nicht nur wird die Realität der Demokratie gänzlich falsch dargestellt, indem man behauptet, dass der Demokratiebegriff für ein Wahlsystem steht, nein, darüber hinaus ruft man die Muslime zu einem Wertesystem auf, das selbstsüchtiger nicht sein könnte: das Prinzip vom persönlichen Nutzen und Schaden, den es anzustreben oder abzuwehren gilt. Dies, obwohl dieses Prinzip dem eigentlichen Wesen des Islam diametral widerspricht. Im Zentrum des Islam steht die Dienerschaft zu Allah (t), und nicht die eigenen Launen und Wünsche.

﴿فَلاَ وَرَبِّكَ لاَ يُؤْمِنُونَ حَتَّىَ يُحَكِّمُوكَ فِيمَا شَجَرَ بَيْنَهُمْ ثُمَّ لاَ يَجِدُواْ فِي أَنفُسِهِمْ حَرَجًا مِّمَّا قَضَيْتَ وَيُسَلِّمُواْ تَسْلِيمًا

Aber nein, bei deinem Herrn! Sie glauben nicht eher, bis sie dich über das richten lassen, was zwischen ihnen umstritten ist, und hierauf in sich selbst keine Bedrängnis finden durch das, was du entschieden hast, und sich in voller Ergebung fügen. (4:65)

Die demokratische Idee ist schlecht, ihre praktische Umsetzung ist allerdings weit schlimmer als das. In jedem demokratischen System, das der Mehrheit erlaubt, Gesetze gemäß dem eigens empfundenen Nutzen zu erlassen, wird es stets eine Minderheit geben, deren Interessen missachtet oder gänzlich übergangen werden. Die Realität sieht wie folgt aus: es gibt eine winzige Gruppe wohlhabender Leute, deren Interessen im Vordergrund stehen, während der Rest der Bevölkerung unterdrückt wird. Die Medienmaschinerie dieser Elite manipuliert Fakten und lenkt den Blick der Bevölkerung so von der Wahrheit ab. Nur so schafft man es, dass die Bevölkerung ihren erbärmlichen Zustand nicht bemerkt.

Noch schlimmer aber ist die Tatsache, dass Millionen in Großbritannien aufgefordert werden, mittels Wahlen am politischen System zu partizipieren, und zwar durch das Wählen derjenigen Person oder Partei, welche einem selbst aus wirtschaftlicher Sicht oder auch in Hinblick auf den eigenen Lebensstil als nutzbringend vorkommt. Dabei wird auf das koloniale Abenteurertum, die Ausbeuterbetriebe, die Kriege und die Unterdrückung der britischen Regierung zum Wohle der Finanzierung des Luxus und der Privilegien im eigenen Land keinerlei Rücksicht genommen.

Wann immer eine Person dazu aufgefordert wird, zu ihrem Vorteil für einen Volksvertreter zu stimmen, wird sie automatisch auch dazu aufgefordert, sich auf die Seite einer Mehrheit zu stellen. Diese Mehrheit unterdrückt eine hiesige Minderheit und eine stimmlose Mehrheit in Übersee. Dies ist die ungeschönte Realität der Demokratie in einem kapitalistischen System. Die Muslime in Großbritannien müssen nicht nur an ihrem dīn festhalten, sondern auch die übergeordneten Interessen der daʿwa wahren und sich darüber hinaus dafür einsetzen, die Menschen allerorts aus dem elenden Morast zu befreien, der sie heutzutage umgibt.

Das Hauptinteresse der Muslime in Großbritannien besteht darin, dass die daʿwa zum Islam bei den Menschen Widerhall findet, sodass der Islam die Menschheit insgesamt aus der Dunkelheit heraus zum Licht führt. Betrachten die Menschen den Islam jedoch als eine Religion von vielen, die zudem rückständig ist und von jedem politischen System – ob monarchisch, diktatorisch oder demokratisch – absorbiert werden kann, dann werden sie gute Gründe dafür haben, den Islam schlicht abzutun, ohne ihn als tatsächliche Alternative und Rettung für die Menschheit zu betrachten.

In einer Zeit, in der viele Menschen auf der gesamten Welt infrage stellen, ob der Kapitalismus tatsächlich für die Menschheit geeignet ist, sollten die Muslime die islamische Lebensweise selbstbewusst und ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, sowohl als umfassende Idee, als auch als umfassende Methode zur Umsetzung der islamischen Lösungen für die Probleme der Menschen präsentieren können.

Trotz des erschütterten Vertrauens der Menschen in den Kapitalismus wird die Kapitalismuskritik durch den Einsatz der Befürworter des Kapitalismus zum Teil durchkreuzt, da diese die Grundursache des kapitalistischen Dilemmas leugnen, nämlich den Grundgedanken, auf den sich der Kapitalismus stützt: den Säkularismus.

Die Muslime sollten sich nicht dafür schämen, die Glaubenslehre des Säkularismus und dessen genussmaximierende Maxime als Ursache für das Elend der Menschheit hervorzuheben. Der Islam ist zweifelsfrei nicht säkular, da die Gesetzgebung des Islam, sowohl in persönlichen Fragen, als auch im gesellschaftlichen Bereich und im politischen Leben ausschließlich aus dem Koran und der Sunna des letzten Propheten (s) abgeleitet wird.

Der Gesandte Allahs (s) sagte:

«لا يحقرنَّ أحدكم نفسه»، قالوا: يا رسول الله، كيف يحقر أَحدنا نفسه؟ قال: «يرى أمراً لله عليه فيه مقال، ثم لا يقولُ فيه؛ فيقولُ الله عز وجل له يوم القيامة: ما منعك أن تقولَ فيَّ كذا وكذا ؟فيقولُ خَشْيَة الناس، فيقول: فإياي كنتَ أَحقَّ أن تَخْشَى»

„Keiner von euch sollte sich selbst schmählern.“ Sie sprachen: „O Gesandter Allahs! Wie könnte sich jemand von uns selbst schmählern?“ Da sprach er (s): „Er sieht eine Angelegenheit, die Allah (t) betrifft, und sollte etwas sagen, sagt es jedoch nicht. Allah der Mächtige und absolut Majestätische wird zu ihm am Tag der Auferstehung sagen: ‚Was hinderte dich daran, dich so dieser und dieser Angelegenheit zu äußern?‘ Da wird er entgegnen: ‚Die Angst vor den Leuten‘, woraufhin Allah (t) sagt: ‚Vielmehr bin Ich es, den du fürchten solltest.‘“

Yaḥyā Nisbet

Medienvertreter von Hizb-ut-Tahrir / Großbritannien

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