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بسم الله الرحمن الرحيم
Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen
Antwort auf eine Frage
Die bewaffneten Kämpfe im Sudan und ihre Auswirkungen auf die politischen Auseinandersetzungen
Frage:
Sky News Arabia schrieb auf seiner Website, dass die USA am Sonntagmorgen, den 23. 4. 2023, ihre Diplomaten evakuiert haben: US-Präsident Joe Biden kündigte am Sonntagmorgen an, dass die Diplomaten seines Landes aus dem Sudan evakuiert wurden, wo es seit Tagen zu gewalttätigen Zusammenstößen kommt. Biden gab in einer Erklärung bekannt: „Heute (Sonntag) führte das US-Militär auf meinen Befehl hin eine Operation durch, um das US-Regierungspersonal aus Khartum zu evakuieren.“ Ebenso berichtete am 23. 4. 2023 Arabi21 auf seiner Website: Die sudanesische Armee äußerte sich nicht zur Evakuierung amerikanischer Diplomaten, gab aber in einer früheren Erklärung bekannt, dass die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und China Diplomaten und andere Staatsangehörige aus Khartum evakuieren werden, und fügte hinzu: „Man erwartet, dass dies sofort beginnt“. Deutet diese Evakuierung darauf hin, dass die Kämpfe weitergehen werden? Und was ist die Erklärung dafür, zumal Burhan und Hemedti beide Agenten Amerikas sind? Oder hat sich einer von ihnen Großbritannien und Europa zugewandt und kam es deshalb zu diesen Kämpfen? Und welche Lösung ist am Ende dieser Kämpfe zu erwarten? Vielen Dank.
Antwort:
Damit die Antwort klar wird, wollen wir die Ereignisse seit dem Verfassungsdokument und dem dagegen ausgeführten Militärputsch Revue passieren lassen:
Erstens: Die Phase des Verfassungsdokuments:
1. Die Vasallen der USA (der Militärrat) wurden ebenso wie die britischen und europäischen Vasallen (die zivile Komponente) vom sogenannten "Verfassungsdokument" beherrscht. Jenes Dokument, das am 17. 8. 2019 von beiden Seiten unterzeichnet wurde. Später, und zwar nach Unterzeichnung des Juba-Abkommens am 03. 10. 2020, wurden die Fristen geändert, sodass die neue Übergangsfrist 51 Monate betrug, wobei die Zivilisten im November 2021 die Macht hätten übernehmen sollen... Und weil dieses Dokument der militärischen Komponente viele Machtzentren entzieht und diese der zivilen Komponente überträgt - was weder al-Burhan noch Hemedti goutieren -, wurde etwa zwei Monate vor Übergabe der im Dokument erwähnten Machtzentren an die zivile Komponente erklärt, dass ein „Putschversuch“ aufgedeckt worden sei... Und von wem? Von einem ihrer Männer, der vor nicht einmal fünf Tagen von einer medizinischen Behandlung zurückgekehrt war: Der sudanesische Verteidigungsminister, Generalleutnant des Stabes Yassin Ibrahim, gab die Vereitelung eines Putschversuches bekannt, der unter der Führung von Generalmajor Abdul Baqi Bakraoui zusammen mit 22 weiteren Offizieren verschiedener Ränge sowie Unteroffizieren und Soldaten durchgeführt wurde. (BBC 21.09.2021)
2. Bei genauerer Untersuchung des Putschversuchs stellt man fest, dass dieser inszeniert war. Denn der Anführer dieses Putschversuchs stand während seines Militärdiensts bei den Bahr al-Jabal-Operationen al-Burhan zur Seite. Ebenso war er Partner von Shams al-Din Kabbashi in West-Darfur. (Arabi21.com, 22.09.2021) Und beide sind der Kopf der Militärführung sowohl in der sudanesischen Armee als auch im Souveränitätsrat. Mit anderen Worten stand dieser Mann den hochrangigen US-Vasallen in der Armeeführung nahe, und sie vertrauten ihm. Daher wäre ein Putschversuch von seiner Seite nicht realistisch. Vielmehr handelt es sich um eine Sache, die zwischen ihm und der Militärführung orchestriert wurde, um die Regierungsmacht in ihrem Sinne zu regeln, und zwar noch vor dem Zeitpunkt, an dem die Führung im Souveränitätsrat an die Zivilisten übergeben werden sollte... Im Zuge dessen verhaftete die sudanesische Armee am Montagmorgen Premierminister Abdalla Hamdok, die meisten Mitglieder seiner Regierung sowie viele Medienschaffende und Verantwortliche im Medienbereich, während von einem Militärputsch die Rede war. (Al-Jazeera, 25.10.2021) Und aus dem Büro des inhaftierten Hamdoks wurde verlautbart: Das, was passiert ist, hat das Verfassungsdokument zunichte gemacht und war ein vollumfänglicher Putsch gegen die Errungenschaften der Revolution. (Al-Jazeera, 25. 10. 2021)
3. Somit wird klar, dass die 2019 zwischen den Zivilisten von den Kräften für Freiheit und Wandel (Forces for Freedom and Change - FFC) und dem Militärrat geschlossene Vereinbarung eine vom Militärrat und hinter ihm von den USA gestellte Falle für diese Kräfte war, indem der Vorsitz im Souveränen Rat zuerst den Militärs und erst danach den Zivilisten übertragen werden sollte. So wurden die Kräfte für Freiheit und Wandel mit dem Versprechen getäuscht, dass man ihnen den Vorsitz des Rates und damit die Herrschaft im Sudan nach den ersten 21 Monaten übergeben würde. Wäre dies geschehen, hätten die britischen und europäischen Vasallen weitreichende Änderungen vornehmen können. Diese hätten sich auf die Führung der Armee und ihre Finanzierung in einer Weise ausgewirkt, die den amerikanischen Einfluss im Sudan bedrohen würde. Und das lassen die USA nicht zu...
Danach verbreitete sich unter den Menschen die Erkenntnis, dass der Putsch in einer Nacht- und Nebelaktion von al-Burhan und Hemedti eingefädelt wurde, um das Verfassungsdokument außer Kraft zu setzen... In der Folge gingen die Menschen auf die Straßen. Einige waren aufrichtig motiviert, andere von der zivilen Komponente getrieben. Die Proteste hielten Tage, ja sogar Monate an...
Zweitens: Die Phase des Rahmenabkommens:
Nachdem die Hintergründe des Putsches aufgedeckt wurden und sich die Protestbewegungen auf den Straßen ausbreiteten, begann eine neue Phase, um die zivile Komponente zu täuschen. So kam es zu Gesprächen zwischen der militärischen und der zivilen Komponente, die in der Unterzeichnung des Rahmenabkommens am 05.12.2022 mündeten. In einer Antwort auf eine Frage vom 11.12.2022 haben wir ausgeführt: Im zweiten Teil legt das Abkommen Folgendes fest: „Die Übergangsmacht wird einer rein zivilen Regierung in die Hand gelegt […]. Der Staat hat einen Präsidenten mit repräsentativen Aufgaben […], dann eine Exekutivebene, an deren Spitze ein [...] ziviler Premierminister steht [...].“ Zudem heißt es in der Vereinbarung: „Die Armee hält sich von Politik und der Ausübung von Wirtschafts-, Handels- und Investitionstätigkeiten fern. Die Rapid Support Forces und die bewaffneten Gruppen werden in die Armee gemäß den Regelungen integriert, auf die sich später die Integrations- und Demobilisierungskommission im Rahmen eines sicherheitspolitischen und militärischen Reformplanes einigt [...].“ Vorgesehen war, dass am 06.04.2023 die endgültige Unterzeichnung des Abkommens erfolgt und am 11.04.2023 eine zivile Regierung gebildet wird. Doch die Ereignisse entwickelten sich wie folgt:
1. Am selben Tag, an dem die Übergangsverfassung unterzeichnet werden sollte, also am 06.04.2023, und damit 5 Tage vor der geplanten Bildung einer Übergangsregierung am 11.04.2023, telefonierte die stellvertretende US-Außenministerin für afrikanische Angelegenheiten, Molly, mit Hemedti und dem Sprecher des politischen Gestaltungsprozesses, Khaled Omar Youssef: Moly telefonierte sowohl mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Souveränitätsrates, dem Kommandeur der RSF „Hemedti", als auch mit dem Sprecher des politischen Gestaltungsprozesses, Khaled Omar. Dies geschah Tage nachdem sie auch mit dem Vorsitzenden des Souveränitätsrates und dem Befehlshaber der Armee, Burhan, telefoniert hatte. (Sudan Tribune 04.06.2023.)
2. Am Mittwoch, den 19. 4. 2023, schrieb arabicpost.net auf seiner Webseite unter Berufung auf die amerikanische Zeitung „The New York Times“ über die neuesten Informationen zu den ersten Zusammenstöße am 15.04.2023: In der Nacht zum Freitag, dem 14. April, fand eine Verhandlungssitzung zwischen den beiden Seiten - al-Burhan und Hemedti - in Anwesenheit ausländischer Gesandter statt, bei der Versprechungen gemacht und Zugeständnisse erzwungen wurden, bevor sie gemeinsam im Haus eines hochrangigen Militärkommandanten zu Abend speisten. (https//arabicpost.net 19.04.02023)
3. Danach kam es am Samstag, den 15. April 2023, zu plötzlichen gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Armee und den Rapid Support Forces (RSF), was einen neuen Schlag für die Hoffnung auf eine Machtübergabe an die Zivilisten bedeutet, d. h. an die britisch-loyalen zivilen Kräfte. Und so wandelte sich der anhaltende politische Konflikt im Sudan zwischen der proamerikanischen militärischen Komponente und der probritischen zivilen Komponente in einen Konflikt auf militärischer Ebene zwischen al-Burhan und Hemedti! In einer Antwort auf eine Frage vom 19. März 2023 führten wir aus: Auf diese Weise kann die militärische Komponente (al-Burhan und Hemedti) den Aufschub der Umsetzung [des Rahmenabkommens, Anm.] bestimmen, und zwar mit dem Argument, dass sich beide auf die Fusion ihrer Truppen nicht einigen konnten. Dies wird so lange fortgeführt, bis die Bedingungen und die Atmosphäre passend sind, um das Abkommen zu modifizieren und es von jedem tatsächlichen Einfluss der zivilen Komponente zu reinigen. Und genau das ist die Bedeutung von „bald“ in der Aussage al-Burhans, dass sich das Land auf die Schaffung einer Zivilherrschaft zubewege. Seiner Meinung nach sei es wahrscheinlich, dass eine zivile Regierung „bald“ entstehen werde. (www.alittihad.ae, 19.03.2023) Das Rahmenabkommen soll also gemäß den Erfordernissen der militärischen Komponente umgesetzt werden. In diesem Fall würde die Umsetzung „bald“ erfolgen, sei es nun früher oder eben später! Sollte ihnen das nicht gelingen, kann es durchaus zum Versuch kommen, das Rahmenabkommen vollständig zu annullieren, indem man bei der Integration der RSF in die Armee Schwierigkeiten kreiert, und zwar mit der Behauptung, dass sich al-Burhan und Hemedti nicht einigen könnten. Mit anderen Worten, das Szenario der Annullierung des Verfassungsdokuments kann in neuer Regie wiederholt werden [...]. (Ende des Zitats aus der Antwort auf eine Frage)
4. Die oppositionellen politischen Kräfte begannen nun, an die Armee und die RSF zu appellieren, die Kämpfe zu beenden. Anzumerken ist, dass diese Kräfte sowohl Gegner der Armee als auch der RSF waren. Nun aber rufen sie dazu auf, die Kämpfe zwischen beiden Seiten zu beenden, und vergessen dabei ihre politischen Forderungen, dass sich beide militärischen Fraktionen vom politischen Entscheidungsprozess fernhalten sollen und eine rein zivile Regierung gebildet wird. Denn dies war stets ihr zentraler Appell. Nun aber heißt es: Die Kräfte für Freiheit und Wandel - Zentralrat riefen die Armee sowie die Rapid Support Forces in einer Erklärung dazu auf, die Vernunft walten zu lassen, die militärische Konfrontation sofort zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die einzige Option, offene Fragen zu lösen, bestehe darin, sie friedlich mit friedlichen Mitteln zu behandeln. (Al Jazeera 16.04.2023) Auf diese Weise wurde die Opposition durch eine andere Opposition ersetzt. Die politische Opposition war nun keine Oppositionskraft mehr, sondern zu einer Versöhnungsinitiative geworden, die zwischen der Armeeführung und einer künstlichen Opposition, dem Kommando der RSF, zu vermitteln versucht.
5. In einer Erklärung des US-Außenministeriums hieß es: Blinken betonte die dringende Notwendigkeit, einen Waffenstillstand zu erreichen, um die Bereitstellung humanitärer Hilfe für die Opfer der Kämpfe zu ermöglichen. (Sky News, 18.04.2023) Er fordert also einen Waffenstillstand, aber nicht das Ende der Kämpfe! Diesem amerikanischen Appell haben beide Seiten unverzüglich entsprochen. So erklärte das Mitglied des Souveränen Übergangsrates, Shams al-Din Kabbashi, im Namen der Armee, dass der Souveräne Rat einer am Dienstagabend beginnenden 24-stündigen Waffenruhe zugestimmt habe. (https://www.alarabiya.net, 18.04.2023) Auch die RSF stimmten dem Waffenstillstand zu, den die USA durch die Worte ihres Außenministers Anthony Blinken von beiden Seiten gefordert hatte. So hieß es in einer Erklärung der RSF: Basierend auf dem Telefongespräch mit US-Außenminister Anthony Blinken und den Bemühungen befreundeter Nachbarländer, die uns zu einem Waffenstillstand aufgerufen haben, um den Zivilisten sichere Fluchtwege zu eröffnen und die Verletzten zu evakuieren, geben wir von unserer Seite bekannt, dass wir dem vorgeschlagenen 24-stündigen Waffenstillstand zustimmen. (https://www.alrakoba.net, 18.04.2023) Dies belegt, dass Burhan und Hemedti den Amerikanern folgen und deren Befehle unverzüglich erfüllen. Würden die USA von ihnen ernsthaft verlangen, die Kämpfe ein für allemal zu beenden, dann hätten sie es getan. Doch haben die USA nur eine 24-stündige Waffenruhe von ihnen gefordert... Und das bedeutet im Klartext, dass sie ihnen erlaubt haben, die Kämpfe fortzusetzen...
6. Am 19.4.2023 zitierte das saudische Nachrichtenmedium ash-Sharq al-Awsat (aawsat.com) einen Sprecher des US-Außenministeriums, der anonym bleiben wollte, mit den Worten: „Das US-Außenministerium hat eine Arbeitsgruppe zum militärischen Konflikt im Sudan eingerichtet, um die Planung und Koordinierung im Ministerium sowie die Logistik im Zusammenhang mit den Ereignissen im Sudan zu überwachen“. Er fügte hinzu: „Wir konzentrieren uns jetzt darauf, einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen.“ Auch sagte er: „Wir setzen die RSF sowie die sudanesischen Streitkräfte weiterhin unter Druck, um einem 24-stündigen Waffenstillstand zuzustimmen und fordern beide Seiten dazu auf, sicherzustellen, dass dieser von sämtlichen Einheiten eingehalten wird.“ (aawsat.com 19.04.2023) Dies belegt, dass die Amerikaner es sind, die den Konflikt zwischen den Parteien dirigieren. Sie wollen ihn nicht endgültig stoppen, bis sie ihre damit verbundenen Ziele ausgeschöpft haben.
7. In einer Erklärung gab Biden bekannt: Heute (Sonntag) führte das US-Militär auf meinen Befehl hin eine Operation durch, um das US-Regierungspersonal aus Khartum zu evakuieren... Biden bedankte sich auch bei Dschibuti, Äthiopien und Saudi-Arabien und lobte dabei ihre entscheidenden Hilfeleistungen, um unsere Operation erfolgreich durchzuführen... Auch hatten die Rapid Support Forces (RSF), eine der beiden Konfliktparteien im Sudan, am Sonntagmorgen angekündigt, dass in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten die amerikanischen Diplomaten und ihre Familien aus der Botschaft der USA in Khartum evakuiert wurden. Später informierte der Nachrichtenkanal CNN darüber, dass sämtliche US-Diplomaten und ihre Familienangehörigen an Bord von US-Militärflugzeugen seien und sich auf dem sicheren Weg aus dem Sudan befänden. Auch sei die US-Botschaft in Khartum mit der Abreise der Diplomaten geschlossen worden... (skynewsarabia.com, am 23.04.2023) Arabi21.com zitierte am 23.4.2023 auf seiner Website die Evakuierungserklärung von US-Präsident Joe Biden und fügte hinzu: Die sudanesische Armee äußerte sich nicht zur Evakuierung amerikanischer Diplomaten, gab aber in einer früheren Erklärung bekannt, dass die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und China Diplomaten und andere Staatsangehörige aus Khartum evakuieren würden. Sie ergänzte: „Man erwartet, dass dies sofort beginnt“. All das diente dazu, ein Bild zu vermitteln, dass die Kämpfe eskalieren würden.
8. Die USA geben eine 72-stündige Waffenruhe bekannt, die in der Nacht auf Dienstag, den 25.04.2023, in Kraft tritt: In einer Stellungnahme erklärte Blinken: „Nach intensiven Verhandlungen in den letzten 48 Stunden stimmten die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF) einem landesweiten Waffenstillstand zu, der am 24. April um Mitternacht in Kraft tritt und 72 Stunden andauert.“ „In dieser Zeit drängen die Vereinigten Staaten die SAF und die RSF dazu, den Waffenstillstand unverzüglich und uneingeschränkt einzuhalten.“... (Al Jazeera Mubasher, 25.04.2023)
Wenn man sich also den Ablauf der Phase des Rahmenabkommens genau vor Augen führt, wird klar, dass die USA den Waffenstillstand bestimmen, die Ereignisse steuern und auch den militärischen Konflikt zwischen ihren Vasallen entzündet haben... So werden im Sudan durch die derzeit stattfindenden Zusammenstöße zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces die politischen Konflikte in drastischer Form auf eine neue Bühne gehoben. Eine Bühne, die von den USA vorgezeichnet wurde, um die englischen und europäischen Vasallen vom tatsächlichen Machtzentrum fernzuhalten, das in der Folge von den USA in all seinen Fasern kontrolliert wird. Es kümmert sie dabei weder die Zahl der Toten und Verletzten noch die Zerstörung des Sudan und seiner Militärmaschinerie. Denn dies ist das Letzte, woran die Amerikaner denken! Wichtig ist für sie nur, den Sudan alleine zu beherrschen, ohne dass Großbritannien und Europa daran einen Anteil haben.
Drittens: Dass nun die Engländer und Europäer hinter Hemedtis Putschversuch gegen al-Burhan stehen, ist unwahrscheinlich. Was darauf hindeutet, sind die folgenden Punkte:
1. Amerikas Vasallen in der Region standen mit beiden Seiten des Konflikts in Kontakt. Wenn die USA wüssten, dass Hemedti sich auf die Seite der Engländer und Europäer geschlagen hat, hätten sie ihre Vasallen dazu angestiftet, das sudanesische Militär - als legitime nationale militärische Institution - zu unterstützen. Auch hätten sie die RSF dazu aufgefordert, sich im Hinblick auf ihre Legitimität mit der Armee zu arrangieren. Mit anderen Worten: Sie hätten den RSF die Legitimität entzogen. So stand Saudi-Arabien mit beiden Parteien in Kontakt. Und heute zitierte al-Jazeera den ägyptischen Außenminister mit den Worten, dass auch er mit beiden Seiten im Sudan (al-Burhan und Hemedti) in Kontakt stand.
2. Ebenso war der amerikanische Außenminister mit beide Seiten in Kontakt und rief sie zu einem Waffenstillstand auf: Der Kommandeur der sudanesischen Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, erklärte in einer Reihe von Tweets: „Wir warten auf weitere Gespräche mit dem US-Außenminister über Möglichkeiten, diese Verstöße zu vermeiden.“ (Aljazeera.net, 18.04.2023) Weiter heißt es: Man einigte sich auf einen Waffenstillstand, nachdem der amerikanische Außenminister mit Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und dem Kommandeur der Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo (Hemedti), telefoniert hatte. Dabei rief er beide Seiten zu einer humanitären Waffenruhe auf. (Aljazeera.net, 18.04,2023)
3. Würden die RSF einen Staatsstreich zugunsten der Europäer durchführen, hätten sich die Kräfte für Freiheit und Wandel (Forces of Freedom and Change - FFC) auf ihre Seite gestellt, zumal die RSF tagein tagaus den Abgang des Militärs und eine Zivilherrschaft fordern. Das heißt, sie hätten sich offen gegen die Armee und ihren Befehlshaber al-Burhan gestellt, und zwar schon vor dem Ausbruch der gegenwärtigen Auseinandersetzungen. Diese Kräfte fordern jedoch einen sofortigen Waffenstillstand. Mit anderen Worten, trotz Hemedtis Gerede, dass ihn die Demokratie dazu veranlasst habe, al-Burhan zu bekämpfen, zeigten sie keinerlei Parteinahme: Die FFC im Sudan forderte sowohl die Armee- als auch der RSF-Führung dazu auf, die militärischen Konfrontationen sofort zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. (al-Sharq.com, 16.04.2023)
Daraus wird klar, dass die Zusammenstöße die proeuropäischen Kräfte im Sudan schockierten und diese keine Unterstützung für eine der beiden Parteien äußerten. Die Annahme, Hemedti könnte sich den Engländern zugewandt haben, ist somit haltlos. Vielmehr ist er - wie al-Burhan selbst - noch immer ein Vasall der USA...
Viertens: Als Fazit ist Folgendes zu sagen:
1. Die derzeit stattfindenden Zusammenstöße zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces (RSF) werden von den USA gesteuert - zwar sowohl die Kämpfe als auch die Waffenruhe -, um den politischen Konflikt im Sudan in drastischer Weise auf eine neue Bühne zu heben. Eine Bühne, die von den USA vorgezeichnet wurde, um die englischen und europäischen Vasallen vom tatsächlichen Machtzentrum fernzuhalten, das in der Folge in all seinen Fasern von den USA kontrolliert wird. Es kümmert sie dabei weder die Zahl der Toten und Verletzten noch die Zerstörung des Sudan und seiner Militärmaschinerie...
2. Die USA wollen, dass ihr Einfluss im Sudan fortbesteht, ohne dass Europa ihnen diesen streitig macht. Für die Amerikaner ist das nichts Neues, so dauerte ihr Einfluss in der Herrschaftszeit al-Baschirs ca. 30 Jahre lang an... Als sie sich dann seiner entledigen wollten, kamen sie mit Männern, die er selbst geschaffen hatte, wie Hemedti, und die mit ihm zusammengearbeitet hatten, wie al-Burhan... Und als die Gefolgsleute Großbritanniens innerhalb der Kräfte für Freiheit und Wandel gegen die amerikanischen Vasallen aktiv wurden, wickelten sie diese ein, was ihnen aufgrund der Dummheit dieser Kräfte durch Täuschung gelang. Benutzt wurde dafür das Verfassungsdokument und später das Rahmenabkommen.
3. War nun Großbritannien in der Lage, zu einem der beiden Männer, nämlich Hemedti, vorzudringen und kam es deshalb zu den militärischen Zusammenstößen? Dafür gibt es keine Hinweise. Vielmehr weist alles auf das Gegenteil hin: Beide Männer sind weiterhin den USA hörig, wie wir es mit überwiegender Wahrscheinlichkeit annehmen und ausgeführt haben.
4. Was nun im Hinblick auf die Fortsetzung dieser Zusammenstöße und deren Folge zu erwarten ist, so hatten diese - wie wir erwähnt haben - das Ziel, die Vasallen Großbritanniens (die zivile Komponente, also die FFC und andere) von der Regierungsmacht auszuschließen. Obwohl dies erreicht oder fast erreicht wurde, ist jedoch Folgendes festzustellen: Der Präzedenzfall des früheren Putsches gegen das Verfassungsdokument und der Umstand, dass die Menschen ihn durchschaut haben, wird die USA und ihre Handlanger dazu veranlassen, den Konflikt diesmal bis zu einem gewissen Grad in die Länge zu ziehen. Das soll allerdings als „Hit-and-Run-Strategie“ geschehen und nicht, um eine Entscheidung herbeizuführen. Erreichen will man damit die folgenden Ziele:
a) Sollten die USA zur Einsicht gelangen, dass es besser für sie wäre, eine neue Vereinbarung zwischen ihren beiden Vasallen - al-Burhan und Hemedti - abzuschließen, dann werden sie es tun. Sie könnten so die Umsetzung des Rahmenabkommens mit den europaloyalen Kräften in die Zukunft verschieben, sodass die diese Kräfte gegenüber den amerikanischen Vasallen, die im Sudan neue Realitäten schaffen, marginalisiert werden...
b) Wenn es nicht gelingt, die europaloyalen Kräfte in den Hintergrund zu drängen, werden die USA kein Problem darin sehen, den Sudan aufzuteilen, nachdem sie ihm bereits den Süden entrissen haben. So könnten sie ihm auch den Westsudan und Darfur entreißen und Hemedti dort einsetzen, dessen Macht ja in diesen Gegenden überwiegt... Insbesondere, da er die dortige Goldmine kontrolliert.
c) Und sollten die europaloyalen Kräfte - im Sinne eines Manövers - für einen der amerikanischen Agenten Partei ergreifen und sich hinter ihn stellen (zum Beispiel hinter Hemedti), dann könnten die USA von diesem Agenten verlangen, sich zurückzuziehen und die Herrschaft des anderen Agenten anzuerkennen, der dann die militärische Eskalation im Sudan vorantreiben wird, um eine solche Parteinahme zu vereiteln...
Fünftens: Und so wird deutlich, dass sich diese Agenten - wie ihre Herren - nicht um die Menschen und ihre Sicherheit scheren. Es kümmert sie nur, auf den Sesseln der Macht zu bleiben, während sie von ihren Herren dirigiert werden. So haben sie die Menschen in den letzten zehn Tagen des Ramadan in Angst und Schrecken versetzt - in einer Zeit, in der die Menschen das Fest erwarten, um sich gegenseitig zu besuchen und Glückwünsche auszutauschen... Diese verbrecherischen Mörder haben das Blut der Menschen vergossen, Zerstörung verursacht, die Menschen in ihren Häusern eingesperrt und sie von ihrer Arbeit abgehalten. Und das alles nur, um die Feinde Allahs, Seines Gesandten und der Gläubigen zufrieden zu stellen! Daher obliegt es den Menschen, sowohl die Agenten der USA als auch Großbritanniens mit aller Entschiedenheit abzulehnen, sie zu Fall zu bringen und den aufrichtigen Söhnen des Sudans, die ein wahres Bewusstsein besitzen, Beistand zu leisten. Es sind dies die Schabab von Hizb-ut-Tahrir, die das Projekt des rechtgeleiteten Kalifats nach dem Plan des Prophetentums auf ihren Schultern tragen. Sie gebieten das, was rechtens ist, und prangern das Unrecht an und werden die Länder von sämtlichen Agenten befreien. Sie werden die islamischen Länder zum Aufstieg führen und sie vor der Spaltung und Aufteilung bewahren. Sodann wird Allah (t) ihnen gnädig sein und ihnen Macht und Würde verleihen.
(وَالْمُؤْمِنُونَ وَالْمُؤْمِنَاتُ بَعْضُهُمْ أَوْلِيَاءُ بَعْضٍ يَأْمُرُونَ بِالْمَعْرُوفِ وَيَنْهَوْنَ عَنِ الْمُنْكَرِ وَيُقِيمُونَ الصَّلَاةَ وَيُؤْتُونَ الزَّكَاةَ وَيُطِيعُونَ اللهَ وَرَسُولَهُ أُولَئِكَ سَيَرْحَمُهُمُ اللهُ إِنَّ اللهَ عَزِيزٌ حَكِيمٌ)
Die gläubigen Männer und Frauen sind einer des anderen Schutzherrn. Sie gebieten das Rechte und prangern das Unrecht an, sie verrichten das Gebet und entrichten die zakāt und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Diesen wird Allah barmherzig sein. Wahrlich, Allah ist Mächtig und Weise.(9:71)